Seite - 449 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe A-D, Band 1
Bild der Seite - 449 -
Text der Seite - 449 -
C a p r a r a. 449
res Ansehen geben; doch zeichnen sich mehrere ansehnliche Gebäude, be<
sonders die Cathedralkirche aus. Hier ist der Sil5 eines Bischofs mit
dem Domcapitel, ein Collegium der Piaristen, ein Gymnasiuni, eine
Haupcschule, eine Mädchenschule, ein Provinzial - Strafhaus. Die
vorzüglichsten Nahrungszweige der Einw. sind Wein- und Ohlbau,
Seefischerey., bedeutende Baysalzschlemmereyen, Handel, Schiffbau
und Schiffahrt; auch Leder- und Seifenfabriken. Ihrer Lage wegen/
leidet die Stadt Mangel an Trinkwasser, es wird daher theils durch Re-
genwasser aus Cisternen ersetzt, rheils durch künstliche Wasserleitungen
vom festen Lande hergeschafft. Der Hafen ist groß/ wird aber fast nur
von Fischerbarken besucht.
Caprara, Aeneas Sylvius, Graf v. / geb. 1631, war
ein Neffe Ottavio Picco lo mini's und ein naher Verwandter des
Montecucil l i , den er auch nach dem 30jährigen Kriege auf seiner
Reise nach Schweden, durch Deutschland und in Italien begleitete. Er
benutzte diese treffliche Gelegenheit, Erfahrung im Welt- und Krieger-
leben zu sammeln; eben so folgte C. dem großen Feldherrn in die Kriege
gegen die Ungarn und Franzosen. Im Feldzuge von 1674 befand er sich
an der Spitze der kaiserl. Völker am Rheine, mußte aber da seinen
Plan, im Elsaß einzufallen, aufgeben, und sich unter den Kanonen
von Heidelberg lagern. Bey den Versuchen zum Vorrücken/ die er
und Herzog Carl IV. von Lothringen unternahmen, hatte er
Oelegenheir sich mit Tu renne bey Seins heim zu messen, und wenn
auch das Gefecht von den Kaiserlichen nicht gewonnen ward, so machte
ihnen doch ihr achtmahliges Erneuern des Angriffes und die Ordnung
ihres Rückzuges die größte Ehre. C. vereinigte sich mit dem Haupt-
heere, besetzte die Schanze am Rheinzolle vor Straßburg, und er-
warb sich bedeutenden Ruhm in dem Treffen bey Ensheim, wo er als
Commandant des rechten Flügels mit den kaiserl. Kürassieren kühn in
.die feindlichen Reihen drang. Bey Müh l hausen gerieth C. in französ.
Gefangenschaft, blieb aber nicht lange darin, da er 1675 im Tref-
fen von Sasbach wieder erwähnt wird; in den darauf gefolgten Ge-
fechten führte er die Reiterey. Er stand mit vor Philipps bürg, versah
1676 Frey bürg und Offenburg mit Kriegsbedürfnissen, ging 1677
mit dem Belagerungsgeschütz nach Thionvi l le, und nahm 1673 tha-
tigen Antheil am Entsatz von Offenburg. 1683 diente C. als Be-
fehlshaber der Reiterey gegen die Insurgenten in Ungarn, vertrieb dann
beym Entsatze von Wien den Feind aus dem stark verschanzten Nusi-
dorf, so wie er 1634 bey der Belagerung von Ofen dem Churfürsten
von Bayern zugegeben war. Im folgenden Jahre betrieb C. die Angriffe
auf Neuhäusel, welches mit ^rurm genommen wurde; viele andere
Städte ergaben sich durch Capitulation. Im dritten Feldzuge des fran-
zös. Krieges 1691 befehligte er am Rheme, 1692 aber siel er mit dem
Herzog von Savoyen in die Dauphine ein, und eroberte dort Cap und
Embrun. Im Treffen bey Marsaglia, 1693, führte er den rechten
Flügel, der zwar manche Vortheile erfocht, das Schicksal des Tages
aber doch nicht günstig wenden konnte. 1694 commandirte er wieder in
Ungarn, und schlug dort alle Angriffe der Türken auf seine Stellung bey
Oesterr. 35at. Encykl. Vd. I.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie