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Carl VI. Raiser. 453
April 1521 theilten C. und Ferdinand zu MormS die österr.
Staaten auf folgende Weise: Ferdinand erhielt Osterreich ob und
'unter der Enns, Steyermark, Kärnthen und Krain/ der Kaiser aber
Tyrol, Vorder-Osterreich, Elsasi, Breisgau, Görz und die Kusten-
lande. Endlich aber den 7. Febr. 1722 verzichtete C. auf sämmtliche
deutsche Länder, welche seit dieser Zeit von Ferdinand allein besessen
wurden. 1532, als C. seinem Bruder mit der Reichsarmee gegen den
erneuten Einfall der Türken in Osterreich zu Hülfe eilte, hielten beyde
kaiserl. Brüder den 12. Sept. unter dem Donner der Kanonen und dem
Jubel einer zahllosen Volksmenge ihren feyerlichen Einzug in Wien ,
wobey C. in ungar. Tracht erschien und daselbst bis 13. Nov. verweilte,
wo ihn sodann die Religionsangelegenheiten und die bevorstehende allge-
meine Kirchenversammlung szu Trient) nach Italien abrief. 1552 be-
fand sich C. in Innsbruck, wo er die Berathschlagungen der triden-
tinischen Kirchenversammlung theilte und Plane gegen Frankreich und die
Türkey im Sinne hatte, als Churfürst Moritz von Sachsen unerwar-
tet an der Spitze eines bedeutenden Heeres in Tyrol einsiel. C. wäre
beynahe in I n n s b r u ck in einer stürmischen Nacht überfallen worden, er
entkam nur durch schnelle Flucht in einer Sanfte auf ungebahnten We-
gen. Seit dieser Zeit betrat C. nicht mehr das österr. Gebieth. 155tt
übergab er seinem Sohne Phi l ipp die spanische Königskrone, dasselbe
Jahr auch seinem Bruder Ferdinand die römische Kaiserwürde und
starb 1553 als Mönch im Kloster S t . Ius t i in Spanien.
Carl V I . , römisch-deutscher Kaiser, der letzte männliche Sprosse
des Hauses Osterreich-Habsburg, war geb. den 1. Oct. 1635, zweyter
Sohn des Kaisers Leopold I. und der Kaiserinn Eleonore Magda-
lena, geb. Prinzessinn von Pfalz-Neuburg. Nach dem Tode des kinderlosen
Königs Carl I I . von Spanien 1700, hatte C. die gerechtesten'Ansprüche
auf diese Krone, und er schiffte sich auch unverzüglich nach Spanien ein,
wo indessen durch die französ. Partey ein Testament des verstorbenen Königs
producirt wurde, in welchem derselbe, mit Übergehung des Hauses Oster-
reich, dessen Naherrecht keinem Zweifel unterworfen war, den Herzog
Phi l ipp vonAnjou, zweyten Enkel Ludwig's XIV., zumErbender
panischen Monarchie ernannt hatte, welcher auch sofort durch französ.
Waffen in das Land eingeführt wurde, und davon Besitz nahm. Oster-
reich jedoch, im Bündnisse mit England, Holland, dem deutschen Reiche,
Portugal! und Savoyen, widersetzte sich dieser Verfügung und eröffnete
den Krieg, der mit wechselseitiger Erbitterung und abwechselndem Erfolge
geführt wurde. Zuerst gelang es C., sich Barcellona's zu bemächti-
gen, wo er lange von Phi l ipp vergeblich belagert wurde. Unterstütze
durch das engl. Heer, drang C. zweymahl bis Madr id vor und liest
sich daselbst als König unter dem Nahmen C. I I I . ausrufen, er musite
sich jedoch wieder nach Catalonien zurückziehen. Mittlerweile erhielten
auch die Tones im brittischen Parlamente die Oberhand, welche den Frie-
den wünschten und Unterhandlungen mit Frankreich eröffneten. Trotz dem
war jedoch die Sache C.'s in Spanien noch bey weitem nicht als verzwei-
felt anzusehen, als seines ältern Bruders, KaiserI osepH's I. frühzei-
tiger Tod, 1711 der europäischen Politik plötzlich eine andere Richtung
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie