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458 Carl L.udw., Erzherzog.
durch das Kriegsungemach gesunkenen Kräfte herzustellen. Im er-
neuerten Kriege 1799 übernahm er wieder das Oberkommando über
die Rheinarmee, und siegte im März 1799 bey Ostrach und Sto-
ckach. Als das russische Hülfsheer unter Suwarow und Korsakow
eintraf, nahm der Erzherzog im August seine Stellung am Mittel-
rhein. Hier siegte er bey Mannheim und Neckerau, und entsetzte
Ph i l i ppsburg / als ihm plötzlich die Nachricht von Korsakow's
Niederlage zukam. Er zog sich nun an die Donau, und mußte einen
Theil seiner Truppen nach Tyrol und Oraubündten detaschiren. Seine
sehr gesunkene Gesundheit zwang ihn, den Oberbefehl im März 1300
niederzulegen, worauf Feldzeugmeister Kray denselben übernahm. Der
Erzherzog ging nun nach Wien, und von hier nach P r a g ; der Kaiser
bestimmte ihn zur Vorbereitung der Vertheidigungsmaßregeln in Böh-
men undMahren. Er electrisirte die Böhmen und Mahrerauch dergestalt,
daß über 25,000 Freywittige zu einer Legion sich stellten. Nach der un-
glücklichen Schlacht von Hohen l inden übernahm er den Oberbefehl
wieder, und schloß den Waffenstillstand von Steyer am 25. Dec. 1300.
Er wurde nun am 9. Jan. 1301 zum Feldmarschall und Hofkriegsraths-
Präsidenten ernannt. In letzterer Eigenschaft entwarf er den Plan zur
neuen Organisirung des Kriegswesens in Osterreich. Energisch faßte er
die Sache an; Talente kamen an ihren rechten Platz; Alles gestaltete
sich zu erhöhter übereinstimmender Wirksamkeit. Zugleich wurde er Coad-
jutor des Hoch? und Deutschmeisters Erzherzogs Max im i l i an , und
trat nach dessen Ableben (27. Iuly 1301) in diese Würde ein. Eine be-
deutende Krankheit ließ sehr für sein Leben fürchten; es wurde ihm sein
Bruder, der Erzherzog Johann, 1302 in allen Militärgeschäften zur
Erleichterung an die Seite gesetzt. 1304 resignirte der Erzherzog C. als
Großmeister des deutschen Ordens; 1805 wurde er zum Kriegsminister
erhoben, und der bisherige commandirende General in Mähren und
Schlesien, Graf B a i l let-Latour, wurde Hofkriegsraths-Prasident.
Bey dem 1305aus,gebrochenen Kriege gegen Frankreich erhielt derErzherzog
das Commando in Italien, schlug dort nach dem Unglück von Ulm, den
29. und 30. Oct. bey Caldiero undCo lognola seinen Gegner Mas-
se na, mußte sich aber dann in Folge der Ereignisse in Deutschland lang-
sam und fechtend zurückziehen, um sich mit dem Erzherzog Johann,
der aus Tyrol kam, zu vereinigen, was bey Kran ichfeld erfolgte.
Erzherzog C. stand nur mehr mit dem vereinigten Heere, wenige Posten
von Wien , als die Schlacht bey Austerl i tz, am 2. Dec., das Schicksal
der Monarchie entschied. Napoleon wünschte, von Achtung gegen den
Erzherzog durchdrungen, dessen persönliche Bekanntschaft zu machen; die
Zusammenkunft fand zu S tamm ersdorf bey Wien Statt. Den
10. Febr. 1306 wurde Erzherzog C. zum Generalissimus der österr. Ar-
mee und zum Kriegsminister mit unumschränkter Vollmacht ernannt.
Von Neuem begann nun die Reorganisation der Armee, von ihm noch
kräftiger als das erste Mahl geleitet. Er gab herrliche Instructionen,
wirkte durch ausgezeichnete Unterrichtsanstalten kräftig für die intellec-
tuelle Bildung der Officiere und Soldaten, verbesserte den Unterricht
durch gute Lehrbücher, qab ein völlig neues, mehr zeitgemäßes Regle-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie