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Carl Leopold, Ferzogv. Lothringen.
de. Nun siegte er in 2 Gefechten bey Gabern, nahm die Festung
P h i l i p p s b u r g und brach 1677 durch Frankreichs deutsche Be-
sitzungen in sein Erbland Lothringen ein, wo ihn seine Unterthanen mit
Freuden aufnahmen. Kleine siegreiche Gefechte versprachen den besten
Erfolg, bald jedoch mußte der Herzog, den Verwüstungen der Franzo-
sen in den Rheinländern zu steuern, und das Neichsheer zu retten, da-
hin zurückkehren. In der Zwischenzeit bis zum folgenden Feldzuge ver-
mahlte sich der Herzog mit Kaiser Leopold's Schwester, E leonora ,
verwitweten Königinn von Polen, erhielt sodann die Statthalterschaft
von Tyrol, schlug zu Innsbruck seine Hofhaltung auf, und begab
sich dann wieder zur Armee an den Rhein. Vergebens versuchte er 1673
den französ. Marschall d e Crequi aus seinen verwahrten Stellilngen
zur offenen Feldschlacht zu locken; überhaupt wurde dieser Feldzug ziem-
lich zwecklos gemacht, woran hauptsachlich der verwahrloste Zustand der
laiserl. Truppen Schuld hatte. Der Friede von Nymwegen folgte
1679, und durch denselben sollte C. auch seine Länder zurückerhalten;
aber Frankreich machte solche Bedingungen, daß der Herzog seine voll-
gültigen Ansprüche einem erniedrigenden Besitze nicht aufopfern wollte.
Er beschloß demnach eine glücklichere Gelegenheit für die Behauptung
seiner Rechte abzuwarten, und zog sich in das Privatleben zurück. —
Bald jedoch öffnete sich seiner Thätigkeit ein neuer Wirkungskreis.
Die friedfertigen Gesinnungen der Pforte hatten sich geändert; sie ver-
weigerte die Waffenstillstandsverlängerung und beschützte die ungar. Miß-
vergnügten unter Tö kely; die einzige Hülfe^ welche der Kaiser fand,
war ein Bündnis; mit Polen, Bayern und Sachsen; vor der Hand be-
trug jedoch das kaiserl. Heer in Ungarn, an dessen Spitze sich C. stellte,
kaum 40,000 Mann, das der Feinde hingegen über 280,000. Zwar
ersetzte der tapfere Herzog durch Tactit und Muth, so viel möglich, den
Mangel an Truppenzahl, doch mußte er bey dem ersten Vordringen der
Türken, die schon weit gediehene Belagerung von Neu Häusel auf-
heben, und, um Osterreich näher zu seyn, sich nach Comorn und auf
die Insel Schütt ziehen. Er eilte darauf nach Wien, um sich mit dem
Kaiser zu berathschlagen. Das Vordringen der feindlichen Gesammtmacht
geschah indessen mit solch reißender Schnelle, daß sich die noch immer bey
Comorn stehende kaiserl. Armee bald überflügelt und abgeschnitten ge-
funden hätte, daher mußte der schnell wieder l^ erbeygeeilte Herzog seinen
vorgefaßten Plan, dem Feinde den Donau-Übergang zu wehren, auf-,
geben, und auf den schnellsten Rückzug bedacht seyn, um, wo möglich,
die Hauptstadt zu decken. Das erste Gerücht dieses Rückzuges brachte in
'Wien große Bestürzung hervor, ja die Flüchtlinge sagten den Herzog
bereits als todt an, aber in Kurzem wurde er einer der tapfersten Be-
freyer dieser Hauptstadt, die vom 14. Iuly bis 12. Sept. 1633 von
einem ungeheuren türkischen Heere durch unzähliges Geschütz, durch Mi-
nen und Stürme beängstigt ward. Schon war es auf's Äußerste gekom-
men, die letzten Kräfte der Belagerten schwanden, als den 11. Sept.
der heißersehnte Entsatz heranrückte. Mit den Reichstruvpen verstärkt,
eilte C. auf Wien zu", schlug bey Preß bürg den Grafen Töte ly ,
bey Stammersdovf den Pascha von Groß ward ein, und vereinigte
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie