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464 Car l Leopold, Herzog v. Lothr ingen.
sich bey Tuln mit dem poln. Hülfsheer unter dem König Johann III.
(Sobieski). Die Feldherren beschlossen, den kürzern, wenn auch be«
schwerlicheren Weg über den Kahlenberg zu nehmen, weil die verzwel«
fette Lage Wien's leinen fernern Aufschub gestattete. Noch in der Nacht
machten Feuersignale vom Herrmannskogel der beängstigten Hauptstadt
die nahe Rettung kund, und mit Sonnenaufgang schmetterten die Trom-
peten zum Angriffe. Heftig entglühte das Gefecht, die Hohlwege von
Nusidorf und Heiligenstadt, jedes Haus, ja jeder Schutthaufen
wurde von den Türken mit äußerster Hartnäckigkeit vertheidigt, und ob-
schon um 2 Uhr Nachmittags die Polen aus den Wäldern von Dorn-
bach hervorbrachen und sich mit Löwenmuth auf die feindlichen Masse.l
warfen, so schwankte dennoch das Geschick des Tages, als auf einmahl
der Herzog, den rechten Augenblick gewahrend, allgemeinen Sturm
auf den rechten Flügel der Türken befahl, wodurch dieser in Unordnung
gebracht und das Schicksal des blutigen Kampfes entschieden wurde. De?
Feind floh nach kurzem, verzweifeltem Widerstände in wilder Hast, über
25,000 Todte, seine ganze Artillerie, Kriegsvorrath und das unermesi-
lich reiche Lager zurücklassend. Von nun an hatten die kaiserl. Waffen
fortwährend über die Türken die Oberhand. Den 9. Oct. desselben Iah-
reö fand die blutige aber siegreiche Schlacht bey Barkan Statt, welche
durch C. und Sobieski erstritten ward, und bald darauf den Fall von
Gran und mehrerer festen Plätze zur Folge hatte. Vor Anfang des Feld-
zuges 1684 gelang es dem Herzog auch durch begeisterte Rede in den
Versammlungen zu Preß bürg, die meisten der mißvergnügten ungar.
Stände zu vermögen, daß sie dem Kaiser den Eid der Treue leisteten,
wodurch die Unternehmungen im Felde sehr erleichtert wurden. Die Tür-
ken verloren den 16. Iuny das wichtige Wissegrad, den 23.Iuny und
den 10. Iuly schlug C. den Pascha von Ofen total, Waitzen, Pesth
und Verovitza gingen über; die Belagerung von Ofen mußte jedoch
bey dem Eintritte der rauhen Witterung aufgegeben werden, Auch 1635
wüthete der Krieg in Ungarn fort, der Herzog erfocht den 7. Aug. den
glänzendsten Sieg über das türk. Heer bey Gran, welcher 2 Tage dar-
auf auch den Fall der lange belagerten Festung Neuhäusel zur Folge
hatte. Den 2. Sept. 1636 endlich wurde auch Ofen nach wiederhohl-
ren blutigen Stürmen durch den Herzog erobert, wodurch sich der Geist
des siegreichen taiserl. Heeres bedeutend hob. Mehrere Festungen er-
gaben sich bald darauf. 1637 erfocht C. mit dem Churfürsten Maxim.
E man uel bey Darda einen so vollständigen Sieg über den Grosire-
zier, das; die Feinde über 15,000 Mann, ihr wohlverschanztes Lager nebst
ihremGeschütze verloren. Von derEröffnung des folgendenFeldzuges (1683)
ward der Herzog durch eine Krankheit zurückgehalten. In dem 1639 zu
Regens bürg beschlossenen Reichskriege gegen Frankreich trat C. in
seiner eigenen Angelegenheit rücksichtlich seines vorenthaltenen Erbes als
Bundesgenosse auf. Als kaiserl. und Reichsfeldherrn liesi man ihm jedoch die
.Ehre, den Plan des Feldzuges zu entwerfen. Er übernahm das Com-
mando der Hauptarmee, eroberte Mainz, und zeichnete sich durch
mehrere glänzende Waffenthaten aus. Als die Truppen ihre Winter-
quartiere bezogen, ging der Herzog nach Innsbruck, um seine zer-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie