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474 Carlsbrunn. — Carlsburg.
dem Hirschensprung, welcher mit röthlichen Oranitmassen über der Stadt
anfangt, zu Lord Findlater's Obelisk, dem Belvedere, dem Choteck'-
schen Wege, der Vier-Uhr-Promenade mit dem Tempel der Dankbar-
keit, und den schonen Aussichten in den Egergrund. Die Zahl der Cur-
gäste hat in neuern Zeiten erstaunend zugenommen, 1764 betrug sie
nicht mehr als 256, 1323 war sie auf 2,433 Parteyen angewachsen,
unter welchen sich nicht nur Individuen aus allen Gegenden Europa's/
besonders Britten und Nordländer, sondern auch Personen des höhern
und höchsten Ranges befinden; so ist z. B. der König von Preußen
fast jährlich unter den Curgasten, seine Lieblingsstelle bey Findlater's
Obelisk heißt der Friedrich-Wilhelmsplatz. 1312 wurde hier auch ein
Hospital für arme Fremde aller Nationen gegründet, in welchem jahrlich
gegen 130 fremde Kranke aufgenommen, verpflegt und betheilt werden.
Carlsbrunn, schles. Dorf im Troppauer Kreise, zur hoch-und
deutschmeister'schen Herrschaft Freudenthal gehörig, in einem waldigen
Thale, an einem Arme der forettenreichen Oppa. Es ist der berühmteste
und besuchteste Curort von ganz Schlesien, und wird sowohl von In-
als Auslandern, besonders von Preußen stark besucht. Das kohlensaure
eisenhaltige Wasser der Maximiliansquelle wird bloß getrunken, das
Wasser der höher liegenden Carlsquelle, das einen auffallenden Schwe-
felgeruch von sich gibt, so wie das des Antonbrunnens und einer vierten
an der Straße liegenden Quelle, dienen zum Baden, wozu das Wasser
erwärmt werden muß. Es sind zum zweckmäßigen Gebrauche des Wassers
alle Anstalten getroffen und selbst eineHütte zurBereitung von Schlacken-
bädern ist vorhanden; auch fehlt es nicht an erheiternden Spaziergängen.
Die hohe gebirgige Lage und die Nachbarschaft der höchsten Berge des
Gesenkes geben dieser Gegend einj Clima, das den Curgasten in der
Regel nur im hohen Sommer hier zu verweilen gestattet. Bey schöner
trockener Witterung ist es aber hier unter den schattigen, balsamisch duf-
tenden Nadelhölzern im romantischen Hochgebirge, sehr angenehm und
erquickend. Die Erzherzoge Maximi l ian, Car l und Anton haben
als Hoch-und Deutschmeister unablässig dafür gesorgt, diesen Curort
immer mehr und mehr in Aufnahme zu bringen, welcher statt dem vom
nahen Berge hergenommenen Nahmen Hinnewieder, die jetzigeBe-
nennung C. erhielt.
Carlsburg, siebenbürg. königl. Stadt im llnter-Albenser Comi-
tat, im Lande der Ungarn, liegt an der Maros, besteht aus der eigent-
lichen, auf einem Hügel liegenden Stadt oder Festung und der im Thale
erbauten untern Stadt, und zählt im Ganzen bey 11,300 Einw. Die
Festung, welche Carl VI . im Geiste der neuern Befestigungskunst an-
legen ließ, ist von 7 Basteyen umgeben und hat ein prachtvolles, mit
den schönsten Bildhauerarbeiten geziertes Hauptthor. In ihr besindet
sich die schöne kathol. Cathedralkirche des heil. Michael, welche 105
Schritte lang, 45 Schritte breit ist und viele Grab- und Denkmähler
(z. B. des großen Helden Johann von Hunyad, seines Sohnes
Ladislaus, der Königinn Isabel la, des Königs Johann Sieg.
mund, mehrerer Fürsten :c.) enthält; die schöne Residenz des Bischofs
von Siebenbürgen; das Collegium der Domherren mit dem Landesarchive;
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie