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478 C a r r o, d e.
tigen Universität, für welche seine Landsleute von jeher große Vorliebe
hegten, dem Studium der Arzneykunde zu widmen. Den 24. Iuny
1793 erhielt er die Doctorwürde, nachdem er öffentlich eine Inaugural-
Thesis: Ne N^^rocepkalo »cuto vertheidigt hatte, welche auch im
Drucke erschien. In sein Vaterland zurückgekehrt, fand er dieses in einem
Zustande von Oährung, derbem lernbegierigen Jünglinge, dem ruhigen
Forscher unerträglich war. Er wählte die Wiener Universität, um sich
weiter auszubilden, und kam 1794 dahin. Mehrere günstige Verhält-
nisse bewogen ihn, Wien zum bleibenden Aufenthalte zu wählen, er
verehelichte sich daselbst, und nachdem er sich den gewöhnlichen Prüfungen
unterzogen hatte, wurde er 1796 der Wiener medicin. Facultät förmlich
einverleibt. Da de C. gelehrte Verbindungen mit England unterhielt,
so ivurde er nicht sobald von Ienn er's wichtiger Entdeckung der Schutz-
pocken benachrichtigt und ihm dessen 1793 erschienenes Werk mitgetheilt,
als er sich auch schon, ganz der Wahrheitsliebe und Kunst des edlen
Ienner's vertrauend, Impfstoff zu verschaffen suchte, und ihn mit
edler Resignation bey seinen beyden Söhnen anwandte. Sie wurden so-
nach die ersten Schutzpocken-Impfiinge auf dem europäischen Continent,
und folglich in dem österr. Kaiserstaate. Zwey Monathe später unterwarf
er Beyde, unter der Aufsicht verläßlicher Ärzte, der Gegenimpfung mit
Menschenblatternstoff, welcher, wie zu erwarten war, seine verderbende
Kraft an den Kindern nicht äußerte. Trotz mancherley Hindernissen, die
ikm Vorurtheile entgegensetzten, und selbst der OegenwlAkung einiger
Hrzte, namentlich der Doctoren Fer ro und G ö l t s , welchen
er jedoch siegreich zu begegnen wußte, drang de C.'s gute Sache durch
Ausdauer und unermüdlichen Eifer durch. Mähren war die erste Provinz
des Kaiserstaates, wo der edle Graf Hugo v. Sa lm, unter de C.'s
Oberleitung, durch seine enthusiastische Beyhülfe die Kuhpocken-Impfung
in Kurzem allgemein verbreitete. — Vom Erzherzog C a r l, als Generalis-
simus der Armee aufgefordert, eine Belehrung auszuarbeiten, wie die
Schutzpocken am zweckmäßigsten in allen Militär-Erziehungshäusern und
insbesondere bey den Gränzern einzuführen wären, bearbeitete de C. eine
lehrreiche gediegene Schrift über die Kuhpocken-Impfung, für welche
ihm der Erzherzog im Nahmen des Staats und des Heeres den wärmsten
Dank abstattete. Den 10. März 1303 verordnete der Hofkriegsrath die
Vertheilung von der deutschen Auflage dieses Werkes (0b56rv2tion8 et
ienceä zur Ia vaccin?) unter die
Feldäge
oleses erkes
(exp6ri6nc65
5UI- la vaccine) unter die Feldärzte, um ihnen zum Un-
terricht und Vorschrift des Benehmens zu dienen. De C. verbreitete die
wohlthätige Sicherung gegen eines der verheerendsten und gefährlichsten
Übel nicht nur in den österr. Staaten, sondern auch in vielen an-
dern Gegenden Europa's, und unterhielt zu diesem Endzwecke für seine
Person allem einen Briefwechsel, der in andern Ländern, wo die Re-
glerungenstch derAusbreitung dieser Wohlthat annahmen, einem eigens
gewählten Ausschuß mehrerer gelehrter Männer zugetheilt wurde. Nachdem
de C. zahllose ^unger gebildet, die Versendungsweise des Impfstoffes
veremfacht und durch die Ersindung elfenbeinerner Nadeln verbessert hatte,
wollte er auch dem Lande, wo die Blattern als eine eigene bösartige
'—hett gefurchtet wurden, der Wiege des Menschengeschlechtes, dem
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie