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herrlichen Indien, jenen schützenden Stoff zu Lande zukommen lassen,
den alle Sorgfalt noch nicht vermocht hatte, unzerselzt und tauglich da<
hin zu bringen. Die sinnreiche Art, wie er noch flüssigen Impfstoff von
Wien bis Constantinopel, Bagdad, Bassora, Bush ier
im persischen Meerbusen, Bombay, Goa , Ceylon, Sumat ra
und die vorzüglichsten Inseln Asiens brachte, gelang auf das Vollkom-
menste, und hatte die ehrendste Anerkennung mehrerer Behörden des
Orients zur Folge, so z. B. erhielt er von dem Gouverneur von Bom-
bay eine schöne goldene Tabatiere, von der ostindischen Compagnie einen
prächtigen Caschemir-Shawl:c. Ein zwar nicht so kostbares, aber seinem
Herzen unendlich theures Geschenk, war eine Dose von dem berühmten
Ienner , mit der einfachen Aufschrift: Näwai-ä ^ennei- w ^ean 6«
Ori-o.— De C. ging neben seiner Berufswissenschaft auch mit der Litera-
tur gleichen Schrittes fort, und beschäftigte sich besonders mit Reise-
beschreibungen, um die natürlichen Vorzüge entfernter Gegenden kennen
zu lernen und dann den Mitteln nachzuspüren, wie das Beste in sein
neues Vaterland zu verpflanzen wäre; zu Folge dieser Forschungen siel
ihm der Nahme des trockenen oder Bergreises auf, der allein schon die
der Natur des gemeinen in sumpfigen Gegenden wachsenden Reises ent-
gegengesetzten Eigenschaften dieser Pflanze aus den kühleren, höhern,
trockenen Gegenden Asiens bezeichnet. Der Gedanke, diese Pflanze nach
Europa zu bringen und anstatt des gewöhnlichen Reises einheimisch zu
machen, beseelte ihn, und mit seiner gewöhnlichen Lebhaftigkeit schritt
er zur Ausführung. Er schrieb an die zahlreichen Gönner und Bekann-
ten, welche er in jenen Gegenden durch den Briefwechsel über Schutz-
pocken erworben hatte, und verlangte von diesen nicht nur Neissamen,
sondern auch alle jene Sämereyen, von welcken sich mit Grund vermu-
then ließ, sie könnten in Europa mit Nutzen gedeihen. Vergebens waren
indessen alle seine Bemühungen, über Bombay, Bagdad, Bas-
sora etwas zu erhalten, mit glücklicherem Erfolge ging er jedoch den
wackern Reh mann an, der die große Gesandtschaft des russischen Kai-
sers nach China als Arzt begleitete. In Kiachta, der Gränzstadt Sibi-
riens gegen China, konnte Reh mann seines Freundes Ansuchen nach-
kommen, welches treulich und schnell geschah. Nähere und ausführliche
Nachrichten über diese Pflanze, welche bereits, zu Ehren des verdienst-
vollen Mannes 1^2 6e (üarro (Or^xa inutica ^6 (^ari-o) genannt
wird, findet man in der, in Genf herausgegebenen Nikliotköque Vri-
tanniyu6, zu welcher de C. ebenfalls viele wichtige Beyträge lieferte.
Um seinem zweyten Vaterlande Osterreich auf mehr als eine Weise nütz-
lich zu seyn, übersetzte de C. Hormayr's österr. Plutarch ins Franzö-
sische, und widmete diese Übersetzung der damahligen französ. Kaiserinn
Mar ie Louise, welche ihn dafür mit einer prachtvollen Tabatiere be-
schenkte. Auch veranstaltete de C. zu verschiedenen Zeiten große Sendun-
gen echter Merinosschafe nach Gegenden, die der Schafzucht vorzüglich
entsprachen, und trug dadurch zur Vermehrung des Nationalwohlstandes
wesentlich bey. Er nahm ferner Antheil an der Ausgabe der Fundgruben
des Orients, und übersetzte eine Denkschrift über die Abstellung des
Negerhandels/ wofür ervondem Vicomte Castlereagh, damahligem
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie