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540 Chotekv. Chotkowa u. Wogn in, Graf I. R.
die Einführung einer Feuerschaden-Assecuranz, die Herstellung wichti-
ger Straßenstrecken und Umbauung der Strasie über den Arlberg, die
Regulirung der Etsch/ und dadurch bewirkte Austrocknung sehr bedeu-
tender versumpfter Landesstrecken, die Verbesserung der Pferdezucht und
viele andere wohlthätige Anstalten mehr, sicherten ihm ein dankbares
Andenken auch in diesem Lande. Der Kaiser berief ihn 1325 als Hof,
kanzler und Präsidenten der Studien-Hof-Commission nach Wien und
vertraute ihm 1826 die oberste Verwaltung des Königreichs Böhmen an,
die er aus den Händen des ausgezeichneten Grafen Kolowrat über-
nahm. Was der geniale und energische Sraatsmann seitdem zum Be-
sten dieses Königreichs, seinem trefflichen Vater nacheifernd und die
Schritte seines edlen Vorgängers verfolgend, gethan, hat in alle
Zweige derVerwaltung kräftig eingegriffen. Es genüge nur an die Maß-
regeln zur Hebung der böhm. Industrie, an die Eisenbahnen, an die
zahlreichen Verbesserungen und Anstalten in den böhm. Badeörtern, an
die neuen Anlagen und Verschönerungen in und bey Prag , an die Or,
ganisirung der Armen-Institute Böhmens, die Gründung des Ar-
beitshauses und die zweckmäßige Einrichtung des allgemeinen Kranken-
hauses zu Prag u. s. w. zu erinnern. In Würdigung so vieler Ver-
dienste ward dem Grafen Ch. 1333 das Großkreuz des Leopoldordens
von dem Kaiser verliehen.
Chotek von Chotkowa und wognin, Graf Ioh. Rud.
Ritter des goldenen Vließes, geh. Rath, Staats- und Conferenz-
Minister, Präsident der königl, böhm. Gesellschaft der Wissenschaften,
geb. zu Wien den 17. May 1748. Mit vorzüglichen Oeistesfahigkeiten
begabt, die eine sorgfältige Erziehung entwickelt, der Umgang mit
einsichtsvollen Männern und wohl vorbereitete Reisen qusgebildet hatten,
begann Graf Eh. bereits im 22. Jahr seine Laufbahn als nied. österr.
Regierungsrath, und zog durch seine Verwendung und Kenntnisse sehr
bald die Aufmerksamkeit eines scharfen Beobachters, Joseph's I I . , auf
sich, auf dessen Empfehlung Mar ia Theresia ihn auch 1776 zum
Hofrathe bey der böhm. österr. Hofkanzley, sein kaiserl. Gönner aber
einige Jahre darauf zum Hofkanzler ernannte. Wenn Graf Ch. schon
bey Bekleidung untergeordneter Amter erprobt hatte, daß er sich stets
den Staatsgeschäften ganz weihe, so war er um so mehr von den Pflich-
ten, die ihm sein neues Amt auferlegte, durchdrungen, und er both alle
seine Kräfte auf, um dem ehrenvollen Zutrauen des Kaisers zu ent-
sprechen. Allein der übergroßen Anstrengung, welche bey dem raschen
Gang gehäufter Geschäfte sein Beruf und Pflichtgefühl forderte, begantt
seine sonst feste Gesundheit gar bald zu unterliegen, und sie wurde end-
lich so sehr zerrüttet, daß er selbst fühlte, das Zurückziehen von den
Staatsgeschäften auf einige Zeit sey die unerläßliche Bedingung zu sei-
ner Genesung, und werde ihm als Pflicht der Selbsterhaltung gebothen.
Er legte daher 1788 sein wichtiges Amt, jedoch nicht ohne ein tiefes
wehmüthiges Gefühl, nieder. Die körperliche und geistige Ruhe, die
er im Kreise seiner Familie genoß und der Gebrauch kräftiger Heilbäder
stellten binnen 2 Jahren seine Gesundheit völlig her, und Leopold I I .
zeichnete schon in dem ersten Monathe seiner Regierung den Grafen Ch.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie