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584 Compagnon!.
Von Neuem wurde daher der Weg der Unterhandlung eingeschlagen und
das seit dem 33. Iuly 1431 zu Basel befindliche Concilium mit der
Einleitung beauftragt. Nur erst auf wiederhohlte Einladung, dasselbe
zu beschicken, folgten die mißtrauischen Böhmen der Aufforderung, und
ihre Bevollmächtigten legten im Jan. 1433 der Versammlung die soge-
nannten 4 Prager Artikel vor, die das Glaubensbekenntnis; der Hussiten
enthielten. Nach siebenwöchentlicher Discussion darüber wurden die Unter-
handlungen wieder abgebrochen, doch zur Wiederanknüpfung vom Con-
cilium eine Gesandtschaft nach Prag geschickt. Dieselbe fand die Calix-
riner, welche hauptsächlich nur auf dem Gebrauche des Kelchs im Nacht-
mahle bestanden, zu einem Vergleiche, dem sich aber die Taboriten und
Orphaniren widersetzten, bereitwillig und schloß daher, diese Spaltung
geschickt benutzend, denselben mit denCalirtinern zu der oben angeführten
Zeit ab. In ihm wurde die Communion unter beyden Gestalten bewilligt,
und alle übrigen Forderungen durch weise Einschränkung gemildert. Durch
diese Trennung brach die Erbitterung zwischen den Ealixtinern auf der ei-
nen und den Taboriten und Orphaniten auf der andern Seite in offene
Fehde aus; allein Letztere wurden den 30. May 1434 bey Böhmisch-Brod
geschlagen, verloren dabey ihre beyden Anführer Procop Holy und
Procop den Kleinen, und die Uhrigen bequemten sich nach einer
zweyten Niederlage zur Nachgiebigkeit. Der Vergleich zu Ig lau in
Mähren den 5. Iuly 1436 legte endlich die Streitigkeit völlig bey. Der
Kaiser Sieg mund gab in Ansehung der Religionsfreyheit nach, und
wurde von den Böhmen als rechtmäßiger König anerkannt.
Compagnoni, Giuseppe, gelehrter Literat, war geb. den.3.
März 1754 zu Lugo im Kirchenstaate. Anfänglich mußte er sich, gegen
seine Neigung, dem Studium der Theologie widmen, bald trac er je-
doch in Bologna mit Beyfall als Zeitungsschreiber auf, wurde dann
Regierungssecretär zu Ferrara, darauf Privatsecretär im Hause B en-
tivoglio di Aragona. Nach einigen Jahren ging er nach Venedig .
und widmete sich ausschließend der Schriftstellerey. 1796 tam er nach
Trieft, wurde jedoch bald von da als Secretär bey der Centralverwal-
tung noch Ferrara berufen. Dort wurde er auch Professor des cis-
padanischen Staats- und «allgemeinen Rechtes, dann Rath beym Cassations-
hofe daselbst. Diese Stelle bekleidete er jedoch nicht lange und ging auf
einige Zeit nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr wardC. als Lehrer des
Staatshaushalts bey der Universitätzu Pavia angestellt; da ihm jedoch der
donige Aufenthalt nicht zusagte, ging er nach Mai land, erhielt da-
selbst eine Stelle im Cultusministsrium und bey Errichtung des König-
reichs Italien die Stelle des Generalsekretärs im Staatsrathe. Bald
darauf erhielt er den Orden der eisernen Krone, eine Stelle im Prisen-
gerichte und die Theilnahme an der Commission für das Kriegsstrafge-
setzbuch. Bey dem Ende der französ. Regierung in Italien trat C. in
den Privatstand zurück und widmete sich neuerdings ausschließend der
schriftstellerischen Laufbahn. Er starb den 29. Dec. 1833 nach jahrelan-
gen Leiden, die er mit grosier Fassung ertrug, Er hinterließ sehr
siele literarische Arbeiten; die vorzüglichsten, im Drucke erschienenen
vind: ^fotixis clel Mondo, eine Zeitschrift, die um 1790 in Vene-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie