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668 Dalmatien, II. Geographie u. Statistik.
gezogen, um davon den beliebten Maraschino abzuziehen. Außerdem fin-
det man viele Citronen-/ Granat- und Kasranienbäume, Myrthen,
Pistacien, Lorbeeren, Tamarisken u. s. w. Die Zaune der Weingarten
werden durch Granatsträuche, Rosen, Brombeeren, Weißdorn und
Mäusedorn unterhalten. In jedem Weinberge ist ein Plätzchen für itali-
sches Rohr, um aus ihm Stützen für die Weinstöcke zu ziehen. Holz
könnte D. in seinen Waldungen im Überfluß haben, selbst noch das beste
Schiffbauholz, aber meistens liegen die Waldungen zu tief im Lande,
und es fehlt sowohl anCanälen, um es herabzuflößen, als an Land-
straßen, und die an den Küsten gelegenen Waldungen sind so abgetrie-
ben, daß strichweise sogar fühlbarer Holzmangel herrscht; wo sich hier
sonst die dichtesten Wälder erhoben, sieht man nichts weiter als Gebüsch.
Besonders sind die Oemeindewaldungen, welche fast ^ von der Ober-
fläche des Landes einnehmen sollen,, fast durchaus verwüstet. Die Pri-
vatwaldungen stehen noch gut, und Osterreich wendetauf die Verbesserung
der hiesigen Forstwirthschaft sein ganzes Augenmerk, weil D.s Wälder
die Werfte von Venedig und Fiume mit Schiffbauholz versehen
sollen. — Die Fisch erey ist sehr bedeutend, auch beynahe das einzige
Geschäft von 3,000 Küstenbewohnern, jedoch nicht mehr in solchem
Grade als ehemahls, besonders 1740—53, wo auf manchen Posten an
der Küste in einigen Nächten mit zwey bis drey Zügen über 1,200 Milliar-
den Sardellen und Scombern gefangen wurden. Venetianische Mono-
pole unterdrückten dieses Gewerbe sehr. Man zählt 21 verschiedene Fisch-
arten/ die einen Hauptgegenstand dieses Gewerbes ausmachen, aber die
Sardellenfischerey und der Fang der Thunfische sind am bedeutendsten.
Auch die Flüsse sind sehr fischreich, besonders ist die Lachsforelle allen flie-
ßenden Gewässern D.s gemein, wo sie bisweilen eine unglaubliche Größe
erreicht, denn man hat Beyspiele, daß sie ein Gewicht von 40 Pfunden
erreicht, wie in der Gegend von Cattaro. Die Fis..)e, theils gesalzen,
theils gedörrt, geben einen sehr wichtigen Handelsartikel. Man schätzt
den mittleren Ertrag jährlich auf 3^ Million Gulden. An einigen Stellen
des Meeres ist auch die Corallenfischerey sehr erheblich, besonders um
Sebenico. DieViehzucht ist nicht so bedeutend, als man bey der Größe
des Landes erwarten tönnre. Im Frühjahre 1323 zählte man an Ochsen
53,164, an verschiedenen Gattungen andern Schlachtviehes 717,121,
an Zug- und Saumpferden 22,43 l, nebst 3,946 Maulthieren. Das Vieh
selbst ist meistens schlecht. Die Hausthiere sind klein, ungestaltet und
bilden die Gegensatze zu dem Hornvieh der Schweiz, den Schafen
Spaniens, den Rossen Andalusiens; aber sie haben sich dem Lande ange-
paßt, erklettern die TreppengängederBerge, nehmen mit karger Nahrung
vorlieb, und löschen ihren Durst aus der schmutzigsten Pfül'e. Seidenzucht
und Bienenzucht nnd wenig bedeutend. — Bewohner: Die Gesammt-
zahl derselben ist 324,000. Die Mehrzahl besteht aus Slaven, die im
7. Jahrhunderte einwanderten und die Ureinwohner verdrängten, die
übrigen sind Italiener, bosnische Griechen, welche zur Zeit der Christen-
verfolgung in der Levante, und Juden, welche nach ihrer Vertreibung
aus Spanien Hieher flüchteten, und alle ihre strengen Religionsgebrauche
bis auf die jetzige Zeit beybehalten haben. Die herrschende Landessprache
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie