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Eichhorn, Schloß. —Eichhorn, Mich. Ambr. 27
Eichhorn, sehr merkwürdiges altes Bergschloß im BrünnerKreise
Mährens, nahe am rechten Ufer des Flusses Schwarzawa auf einer An-
höhe zwischen Felsen und hohen uralten Eichen. Der Bau desselben
wird dem Herzog Eonrad von Mahren, der um 106U regierte, zuge»
schrieben; später sollen es die Tempelritter innegehabt haben. Unter dem
Wartthurme zeigt man mehrere verborgene, noch ziemlich wohl erhaltene
Gemächer. Merkwürdig ist auch der große Iagdthurm, welchen ebenfalls
Herzog Conrad erbaut haben soll. Die Bauart des Schlosses zeugt
von hohem Alter, doch ist es, zwey neuerer Angebäude wegen, nock
bewohnt und gegenwärtig der Sitz des Amtes der vereinigten Güter E.
und Ritschan. Auf dieser Herrschaft sind mehrere Eisenwerke, dann ein
Silber- und Bleybergwerk. Der Nahme des Schlosses soll von den vielen,
daselbst bey dem Baue vorgefundenen Eichhörnchen herrühren, läßt sich
aber auch und vielleicht natürlicher durch die vielen Eichen und die Berg-
spitze, im Mittelalter Horn genannt, erklären.
Eichhorn, Mich. Ambros, wur:e 1758 am 6. Sept. zu
Witlekofen, einer Filiale der Pfarre Bertmaringen im Oberamt?
Bonndorf, der jetzt grosiherzoglich Baden'schen Grafschaft gleiches Nah-
mens, geboren. Die lateinischen Schulen betrat er in der ehemahligen
Reichsstadt Rotweil. Während 5 Jahren genoß er daselbst den Un-
terricht der Jesuiten, durch Fleiß sich auszeichnend, und seiner unbe-
scholtenen Sitten wegen, beliebt. Um die Rhetorik zu studiren, kam er
nach St. Blasien, wo er im Stiftsconvicte einen Freyplatz erhielt.
Hier wurde die Neigung in ihm rege, Mitglied dieser unter dem Fürsi-
abte Mar t in Gerbert von Hornau so blühenden Gesellschaft zu
werden; da rühmliche Zeugnisse seine Bitte kraftvoll unterstützten, wurde
ihm dieselbe gewahrt. — Nach vollendetem Probejahre studirte er Philo-
sophie und Theologie. 1779 legteer die Ordensgelübde ab. Mit besonderem
Eifer lag er dein Studium der Diplomatik, Numismatik, der Alter-
thumskunde und Geschichte ob. Fürst Mar t in Gerbert arbeitete ge-
rade damahls an seiner tligtai-ia süvae nizrae, und Amil ian Us-
serman stand der quellenreichen Stiftsbibliothek vor; eine höchst glück-
liche und ominöse Constellation für den jungen angehenden Geschichts-
forscher. — E. erhielt 1783 die Priesterweihe, und wurde im Stifte
als Pfarrer der Excursiv-Filiale Urberg angestellt. — Mittlerweile
entspann sich Mart in Gerbert's Liebling?gedanke, die Schöpfung
der (Germania saci-a, 1784, und ein eigenes Programm lud die Ge-
lehrten Deutschlands zur Mitwirkung ein. Eine gelehrte Gesellschaft war
der Wunsch des großen Gerbert's, deren ewiges Denkmahl die mög-
lichste Vollendung dieser Geschichte deutscher Bisthümer werden sollte.
Von dem rhätischen Bisthum Chur wollte E. eine so viel möglich um-
fassende Geschichte liefern. 1787 trat er die Reise nach dem fernen Be-
zirke seiner geschichtlichen Forschungen an, sammelte unermüdet, kam
mit ziemlich reichhaltigen Quellen i» sein Stift zurück, und wurde dann
von seinen weisen Oberen auf Posten versetzt, wo er Zeit fand, das Gan-
ze zu ordnen, auszuarbeiten, und endlich 1797 ans Licht zu fördern.
Er war 17 Jahre in der Seelsorge und besonders eifrig im Predigtam-
te; mitunter versah er auch das Amt eines Novizenmeisters in seinem
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie