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7t Este, Geschlecht.
derte schreibt/ wo es unter den kleinen Fürsten, welche die Carolm-
ger in Toscana als Statthalter hatten, entstanden seyn soll. In spa-
teren Zeiten ertheilten ihm die Kaiser mehrere Grafschaften und Bezirke
zu Lehen und sie führten den Titel Markgrafen. Einer derselbe«, Guel-
fo IV, wurde 1071 vom Kaiser Heinrich IV. mit dem Herzogthum
Bayern belehnt und stiftete das Haus Braunschweig, welches noch lange
nachher das Estensisch-Guelfische hieß. In den berühmten Krie-
gen zwischen den Guelfen und Gibellinnen erwarben die Markgrafen von
Este, als Haupt der Ersteren, die Herzogthümer'Ferrara und Mo-
dena, ersteres jedoch als päpstliches Lehen. Zu jeder Zeit glänzt dieses Ge-
schlecht durch seine einfiußreicheMitwirkung in jeder poliüschenVeränderung
Oberitaliens, noch mehr aber durch seine Verdienste um Kunst und Wis-
senschaft. So Nicolaus I I . (gest. 13'88), welcher zuerst den Hof von
Ferrara zum Mittelpuncte des guten Geschmackes und zumWohnplatz
der Eleganz erhob; so Nicolaus I I I . (gest. 1441) der Stifter der
Universität zu Parma und Wiederhersteller jener zu Ferrara. Lio-
n el (gest. 1450) durch seinen liebenswürdigen Charakter und gebildeten
Geist allgemein geschätzt, beförderte Handel und Gewerbe, Künste und
Wissenschaften auf alle Weise. Seinem Bruder und Nachfolger Borso
ertheilte Kaiser Friedrich I I I . den Titel eines Herzogs von Modena
und Reggio, und. Papst Pius I I . noch den Herzogstitel von Aer-
rara, welches Borso als päpstliches Lehen besaß. Obschon von den
Venetianern, angefochten, welche die^ wachsende Macht des Hauses E.
mit scheelen Blicken ansahen, behauptete seini Nachfolger Hercules I.
doch durch 21 Jahre seine Neutralität, während das übrige Italien den
größten Umwälzungen ausgesetzt war. Dessen Sohn A l p h o n s I.
wußte, wie kein anderer Fürst seiner Zeit, die Talente der Staatskunst
mit Waffenruhm zu vereinen; er wickelte sich glücklich aus den Zwisiig-
keiten mit den Päpsten Ju l ius II.,L eo X. und Clem ens VII . und
unterdrückte, freylich mit grausamer Strenge, die Empörungsversuche
seiner eigenen Brüder Ferdinand und Ju l ius , die ihr Leben im
Kerker beschließen mußten; übrigens zeigte er große Geistesgaben, seine
Regierung ward von großen Dichtern und besonders von Ari o st besungen.
Auch den HofseinerNachfolger Hercules II.und besonders AlphonsII.
schmückten die berühmtesten Männer Italiens, nur wird der Ruhm des
Letztern durch die Grausamkeit verdunkelt, womit er den großen unglückli:
chen Dichter Tasso durch 7 Jahre im Irrensvitale schmachten ließ,
weil dieser entweder die Fürstinn Leonore, Schwester des Herzogs
liebte, oder weil er gegen den Fürsten in seiner Leidenschaftlichkeit die
Gränzen des Anstandes überschritten hatte. Mit dem Tode dieses Fürsten,
der keine ehelichen Kinder hinterließ, ging das Herzogthum Ferrara
verloren; denn obschon er seinen Vetter Cäsar, einen natürlichen Sohn A l-
phonsI., zum Nachfolger ernannte, so erklärte Papst Clemens VIII-
dessen Erwählung für unrechtmäßig und zog das päpstliche Lehen ein.
Doch machte ihm Kaiser Ferdinand I I . die Reichslehen nicht streitig
und er blieb im Besitz von Modena und Reggio, die er auf seine
Nachkommen forterbte, bis der Mannsstamm dieses berühmten Geschlech-
tes 1797 mit dem Herzog Hercul es I I I , Reinald, ausstarb, der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie