Seite - 91 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe E-H, Band 2
Bild der Seite - 91 -
Text der Seite - 91 -
n, P r i n z von Savoyen . 91
de zu Prag vom König Friedrich Wilhelm I. von Preuße^wel-
cher den Kaiser zu besuchen gekommen war, mit besonderer Auszeich-'
nung und Achtung aufgenommen. Der König speiste bey E. und besuchte
ihn mehrere Mahle auf seinem Zimmer.— Als die polnische Königswahi
einen neue» Krieg herbeyführte, übernahm E. in einem Alter von 71
Jahren das Commando der Rheinarmee und führte diese in die Linie von
Ett l ingen, er vermochte jedoch den Franzosen die Eroberung. von
Phil ippsburg nicht streitig zu machen. 1735 erschien er nur kurze
Zeit bey der Armee. Gebeugt von Alter und Korperschwöche, die
ihn an der weitern Theilnahme kriegerischer Thaten hinderten, kehrte E.
nach Wien zurück; seine körperliche Schwäche vermehrte sich und mau
fand ihn den 21. April 1736 früh Morgens todt im Bette. Von den nä-
hern Umständen seiner letzten Stunden weiß man weiter nichts, als das;
er den Tag zuvor noch sehr munter und aufgeräumt war, und in Gesell-
schaft von 12 Personen zu Mittag speisete. Abends spielte er noch bis 9
Uhr mit einigen Freunden und Freundinnen Piquet, war aber schon sehr
übel, redete wenig und konnte kaum Athem hohlen. Der portugiesische
Gesandte, Graf von Tarrucca, war der letzte, den er bey sich hatte,
und welcher sich auch erboth, bey ihm d«se Nacht im Zimmer zubleiben.
Der Prinz gab es jedoch nicht zu und verschob auch jede ärztliche Hülfe
auf den folgenden Morgen, den er jodoch nicht mehr erlebte. Nachdem
der Leichnam des großen Helden durch 4 Tage in seinem Palaste in der
Himmelpfortgasse mit großer Pracht öffentlich ausgestellt war, verord-
nete der Kaiser das Begräbnis; wie für einen Erzherzog. Der Zug ging
von der Hünmelpfortgasse zu den Augustinern, über den Kohlmarkt und
Graben nach St. Stephan. Vierzehn Feldmarschall-Lieutenants trugen
die Bahre. E.'s Grabstätte befindet sich in derKreuzcapellederSt. Ste-
phanskirche neben jener seines Bruders, des 1729 verstorbenen Feldmar-
schalls Emanuel von Savoyen; beyder Gedächtniß bewahrt daselbst
sin schönes aus grauem Ma-mor mit Goldverzierungen errichtetes Mo-
nument. Da E. nie verheyrathet war, so ging sein großes Vermögen
auf seine Nichte, die Prinzessinn Victor ia von Savoyen über. Sei«
ne schönen Paläste in der Himmelpfortgasse und das Belvedere am Remi-
w,'g wurden in der Folge von dem kaiserl. Hof angekauft; seine reichen
und gewählten Sammlungen von Büchern, Handschriften, Charten,
Kupferstichen :c. kaufte Kaiser Carl VI. 1733 von dessen Erbinn, Vic-
tor i a von S a v o y e n, vermählten Prinzessinn von Sachsen-Hildburgs-
hausen um eine, ihr lebenslang jährlich zu zahlendeNente von 10,000 Gul-
den. Diese herrlichen Sammlungen umfaßte» Alles, was bis zu dieser
Zeit an Werken ernster Wissenschaft und schöner Literatur Ausgezeichne-
tes in allen Ländern zu Tage gefördert wurde. Die Anzahl der vorhan-
denen Druckwerke bestand aus 15,000 Bänden, alle in roth un^d blauen
Maroquin mit Goldschnitt gebunden und mit des Prinzen Wapen in
Gold geziert. Die seltenen und kostbaren Manuscripte, welche größten-
theils zu Paris erstanden wurden, beliefen sich auf 237, worunter
mehrere griechische und orientalische sich befanden. 290 Großfoliobän-
de (eben so gebunden, wie oben erwähnt) und 215 Cartons enthielten
alle von den ersten Kupferstechern jener Zeit nach den Gemälden der be-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie