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Fabriken, Fabrikation ic.in der österr. Monarchie. 97
bis zu dem schönsten Damaste und feinsten Battiste. Die Leinweberey
ist besonders in Böhmen, Mahren und Schlesien von der größten Bedeu-
tenheit, ihr jährliches Erzeugniß beträgt mehrere MillionenGulden in Conv.
Münze und ernährt Tausende von Familien, unter andern hat Böh-
men allein 20,000 Spitzenklöppeleyen. Die Fabrikation vott Wollenzell-
gen beschäftigt 320,000 Menschen, wovon die große kaiserl. Fabrik in
Linz allein 10,000; der Werth der verarbeiteten Wolle, wozu Böhmen
allein 400,000 Ctr. liefert, betragt an 10 Millionen. In Tuchwaaren
zeichnet sich nebst Kärnthen, das die feinsten und besten Tücher, obwohl
in geringer Quantität liefert, Mahren seit geraumer Zeit aus, mit wel-
chem Lande jedoch seit einigen Jahren auch Böhmen mächtig wetteifert,
und bereits Tücher liefert, welche wegen ihrer Schönheit, Güte und
der Billigkeit Hrer Preise gleich geschätzt sind. Die Baumwollweberey ist
in Böhmen, Mähren und Osterreich heimisch und beschäftigt mit einem
Waarenwerthe von beynahe 90 Millionen jährlich fast eine halbe Mill.
Arbeiter. Die Wiener Weber zeichnen sich besonders durch die herrlich-
sten Kunstproducte aus und dürften in diesem Fache schwerlich von aus-
wärtigen übertreffen werden; die Erzeugnisse der österr. und böhm. Druck-
fabriken verdienen schon seit einer Reihe von Jahren das ausgezeichnetste
Lob. Mit der Fabrikation von Seidenwaaren beschäftigen sich 160,000
Individuen in Osterreich, 300,000 in Italien, diesesteht, seit Einfüh-
rung zweckmäßiger Maschinen kaum mehr gegen Frankreich zurück; im
südlichen Tyröl wird del' schönste Sammt erzeugt. In Seidenbändern,
wie in Posamentirarbeiten aller Art zeichnet sich die Residenzstadt vorzüg-
lich aus, Shawls und Shawlsborduren werden ebenfalls in Wien am
schönsten verfertigt. Papierfabriken zählt die Monarchie 430, welche jähr-
lich für 2 Millionen an Werth erzeugen. Fast in allen Provinzen der
Monarchie, vorzüglich aber in Steyermark, Kärnthen, Kram, Böh-
men und Osterreich wird die Fabrikation von Eisenwaaren betrieben. Die
gesammte Monarchie zählt 302 Hochöfen und 1,220 Eisenhämmer, wel-
che jährlich für 10 Millionen Waaren erzeugen; Kupferhämmer, Blech-
hämmer und Walzwerke gibt es ebenfalls häusig und ihre Erzeugnisse sind
von der vorzüglichsten Gattung, die Bronzewaaren in Wien und Mai-
land sind den französischen in Betracht derAusarbeitung und Vergoldung
sehr nahe gekommen, nur stehen sie diesen noch in der Wohlfeilheit nach. Die
inländische Glasfabrikation steht, besonders in Böhmen, auf einer sehr
hohen Stufe und ist einer der wichtigsten und ausgedehntesten Industrie-
zweige der Monarchie. Böhmen liefert geschnittene und geschlissene Olas-
waaren, welche sowohl in der Zeichnung als Ausarbeitung Meisterwerke
genannt zu werden verdienen. Gegossene Spiegeltafeln werden nur in
der kaiserl. Spiegelfabrik zu Reich enau erzeugt, geblasene jedoch ver-
fertigen mehrere Hütten in Böhmen, so wie die Fabrikzu Murano im Ve-
netianischen. Optische Gläser und Instrumente werden am besten in Wien,
dann a'lch in Prag und Venedig erzeugt. Der Staat zählt in Allem
200 Glas - und 12 Spiegelhütten. Die Tabakfabrikation wird nur in
den ungarischen Ländern von Privaten betrieben, in den übrigen Provinzen
ist sie Monopol des Staates, welcher acht große ararialische Tabak-
fabriken zuHaimburg, Göding, Sedletz, Win ik i , Fürsten-
Ocsterr. Nat. Encyll. Pd. II. 7
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie