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I2N Ferdinand, Erzherzog, Graf zu Tyrol.
nach der Thronbesteigung seines Vaters/Kaisers Leopold I I . , das Groß«
herzogthum Toscana als Secundogenitur des kaiserl. österr. Hauses. In
den Kriegen gegen Frankreich beobachtete er stets eine strenge Neutra-
lität und trat 1793 nur unfreywillig der Coalition gegen Frankreich bey,
von welcher er sich in der Folge bald wieder trennte. Schon 179b' hatte
indessen das franzosische Directorium den Plan / Toscana mit Cisalpi,
nien zu vereinigen, dessen Ausführung der Großherzog durch bedeutende
Opfer an Geld und Kunstwerken noch hinderte, und die Neutralität
seines Landes behauptete. Im März 1799 aber ließ die französische Re-
gierung zugleich an Österreich, wie an Toscana den Krieg erklären
und besetzte das Großherzogthum. Im Lüneviller Frieden mußte F.
Toscana gegen das Churfürstenthum Salzburg und Berchtesgaden,
und dieses im Preßburger Frieden wieder gegen das neu errichte-
te Großherzogthum Würzburg vertauschen. Den 25. Sept. 1807 trat
F. dem Rheinbunde bey. Im Pariser Frieden 1814 erhielt er dai
Großherzogthum Toscana wieder zurück, welchem der Wiener Con»
greß noch einige Ländertheile beyfügte. Die von den Franzosen acquirir-
ten Kunstwerke forderte, und erhielt er ebenfalls 1815 zurück. Nach
dem Tode der Erzherzoginn Mar ia Louise, Herzoginn von Parma,
fällt auch noch das Herzogthum Lucca, laut dei6 Pariser Tractate
von 18 l? an Toscana, und Parma dafür an den Herzog von Lucca.
Der Großherzog starb den 18. Iuny 1824 und hinterließ von seiner
ersten, am 19. Sept. 1799 zu Wien ihm angetrauten Gemahlinn
Louise Amal ie, Prinzessinn von Sicilien (geb. 1773, gest. 1802),
folgende Kinder: I. Leopold I I . seinen Nachfolger (s. d.), 2. Mar ia
Ludovica, geb. 1798, Äbtissinn des Fräuleinstiftes zur heil. Anna, 3.
Theresia, geb. 1801, vermählte Königinn von Sardinien. Von
seiner zweyten Gemahlinn, Mar ia Am al ia, Prinzessinn von Sach»
sen, mit der er sich 1821 vermählte, hatte er keine Kinder.
Ferdinand, Erzherzog zu Osterreich, Graf zu Tyrol, zweyter
Sohn Kaiser Ferd inand's I, Stifter der Ambraser Sammlung, wurde
1529 in Linz, gerade zur Zeit geboren, als So l im an I I . Wien
bestürmte. Nach Vollendung seiner sehr sorgfältigen Erziehung sandte
ihn sein Vater zu seinem Oheim Carl V., um demselben einige Kriegsvölker
zuzuführen, nach Sachsen, bey welcher Gelegenheit der neunzehnjäh-
rige Jüngling der berühmten Schlacht bey Mühlberg beywohnte. Nach
der Thronbesteigung seines Vaters wurde F. Statthalter in Böhmen. Bey
Gelegenbeit des Reichstages zu Augsburg 154? sah er zuerst die be-
rühmte Patrizierstochter, Phi l ipp ine Welser', und entbrannte so
sehr für sie, daß er sich 1550 ohne Vorwissen seines Vaters ehelich mit
ihr verband. Erst nach Verlauf von 8 Jahren ließ sich der Kaiser durch
den Anblick der schönen Bittenden bewegen, seinem Sohn zu verzeihen,
und die Ehe legitim zu erklären. Er erhob Phi l ippinen zur Freyinn,
mit dem Beynahmen von Z inn e n berg, doch sollten die aus dieser Ehe
entsprießenden Kinder nicht erbfähig seyn, und auf den erzherzoglichen
Titel keinen Anspruch haben. Noch einmahl zog F. 1566 gegen die Tür«
ken mit vielem Glücke zu Felde, und die Tapferkeit, welche er in diesem
und den vorigen ungarischen Feldzügen bewiesen hatte, nahm die unga-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie