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F l u g s a n d i n U n g a r n . 157
sten und regelmäßigsten Stifte der Monarchie rechnet, obschon es keinen
so grosien Umfang hat, als K remsmünst er. Im Stifte Sct.F. sieht
man eine herrliche Kirche, die wegen ihrer großen Orgel, von Abbare
Ch risman i erbaut, berühmt ist, und unter dieser Kirche noch eine un-
terirdische; einen Speisesaal aus rothem salzburgischen Marmor, eine
gut ausgestattete Bibliothek mit vielen Handschriften, eine Gemälde-,
Naturalien- und Münzensammlung. Die Wissenschaften wurden in die-
sem Stifte immer mit Vorliebe gepflegt. Ursprünglich waren hier Mön-
che, die von dem Grabsteine des heil. Florian ihren Namen erhiel-
ten. Bey dem Einfalle der Avaren 737 wurde das Kloster sammt der
Stadt Lorch zerstört. Im Jahre 1071 stellte der Bischof Alt mann
das Kloster wieder her und führte regulirte Chorherren, nach der Regel
des heil. Augustin ein. Die vorzüglichst? Merkwürdigkeit der Bibliothek
dieserAbteyistihr polnisch erPsalter. Es istdas ältestebisherbekannte
Denkmahl der polnischen Literatur, angeblich einst der Königinn Ma r«
garetha, ersten Gemahlinn Lud wig I. Königs von Ungarn und Po-
len, Tochter des Königs von Böhmen und Kaisers Carl IV. zugehörig,
eigentlich aber, nach Kopitar's gelehrter Erläuterung, Eigenthum
der Tochter des Ersteren, Mar ia , Königinn von Ungarn. Zu der Na-
menverwechslung gab die im Manuscripte öfter angebrachte Chiffer ÄI.
Anlaß, welche in der gelehrten Welt viele Pro und Contra verursachte.
Dieses merkwürdige Document wurde in neuesterZeit von dem damah-
ligen Stifts - Bibliothekar Joseph C h m e l in der Stifts - Bi-
bliothek aufgefunden ; es enthält 296 Pergamentblätter, worauf in
zwey Columnen der Psalter in drey Sprache«, polnisch, lateinisch
und deutsch enthalten ist. Er erschien auch einige Jahre nach dessen Auf-
sindung unter dem Titel im Drucke: Psalter der Königinn Margare-
tha, ersten Gemahlinn Ludwig I. Königs von Polen und Ungarn,
Tochter des Königs von Böhmen und Kaisers Carl IV. :c. Herausge-
geben durch die Bemühung Sta nislaw's Gr afen auf Skrzynn a
Dum iB o rkowsti:c. Wien 1834.Bald nach dessen Herausgabe erschien
jedoch ein Aufsatz Kopitar's in den Jahrbüchern der Literatur (76.Bd.),
des eigentlichen Druckbesorgers des Psalters, welcher sowohl den Titel
berichtigte, als auch auf verschiedene Mängel der kritischen Beygaben
dieser Ausgabe aufmerksam machte.
Flugsand in Ungarn. Dieses, jeder Bodencultur so sehr wi-
derstrebende Übel, dem nur durch angestrengte allmählige Arbeiten wirk-
sam zu begegnen ist, trifft sich in großen Strecken im nördlichen Ungarn,
besonders in der Nähe der Karpathen, wo sich oft zwischen der fettesten
und fruchtbarsten schwarzen Gartenerde ein dürrer, aller Pflanzen, und
alles Wassers, alles kühlenden Schattens ermangelnder Sandboden aus-
breitet, dessen Oberfläche zu dürre ist, um sich gegen trockenen Wind hal-
ten zu können, und so wird der Sand immer weiter auf besseren Boden
getrieben, der dann endlich auch versandet. Derley trockene wüsie Flächen
sind auch die berühmtenKetskemeter Haiden, welche sich bis zum Bacser
Canal erstrecken, ferner die Sandfelder des Banats zwischen den Flüs-
sen Nera, Temes und Donau, selbst zwischen Raab und Ofen, an
der March und in den Gespanschaften Snchlweißenburg, Tolna,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie