Seite - 174 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe E-H, Band 2
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Franz I., Halser von Oesterreich »c.
adeligen Damenstifte als Äbtissinn has Leben end«n. Nie mehr, bis zu
ihrem Tode legte sie die Trauerkleidung ab, sie besuchte sehr oft denSn-g
ihres geliebten Gemahls in der k. k. Familiengruft bey den Capuzinern in
Wien und betrachtete den Umstand bey ihrem letzten Besuche daselbst, wo
das Seil des Stuhles riß', auf welchem sie in die Gruft gelassen wurde,
glaubig als Vorbedeutung der baldigen Wiedervereinigung.
Franz I. (Ios. Carl) Kaiser von Osterreich, König von Ungarn und
Böhmen :c. (alsvöm.-deutsch.KaiserF.II.)wargeboren zuFloren z den
12. Febr. 17(!8, ältester Sohn des damahligenGroßherzogs vonToscana,
dann römisch-deutschenKaisers Leo p o ld I I . , mitMaria Ludovica,
Tochter des Königs C a r l I I I . von Spanien. Diegroße Mar ia There«
sia, seine Großmutter, verkündigte die Nachricht von seiner Geburt, die sie
den 19. Febr. erhalten hatte, noch denselben Abend aus der kaiserl. Hoflog«
dem im Burgtheater zahlreich versammelten Publicum; mit jauchzendem
Jubel wurde die freudige Kunde aufgenommen. — Seine erste Erziehung
erhielt Erzherzog Franz zu Florenz unter den,Augen seines Vaters,
dessen Nahme noch immer in Toscana segnend genannt wird, und kam
dann an den kaiserl. Hof nach Wien, wo sein großer Oheim, Kaiser
Jose pH I I . , die Vollendung der Bildung dieses seines Lieblings unter«
nahm. In der Schule dieses unvergeßlichen Monarchen, als nächster Zeug«
feiner großen Entwürfe und Reformen, wie auch des theilweisen Mißlingens
derselben, bildeten sich die erhabenen Eigenschaften des Kaisers zum schön»
sten Einklänge. Sein gebildeter Geist, sein hoher Sinn für Gerechtig«
keit und Mäßigung prägten schon zeitlich die großen unvergeßlichen Tu»
genden des Oheims seinem empfänglichen Gemüthe tief ein; so dessen
Achtung für die Menschheit, Ehrfurcht vor dem Gesetze, Aufmerksamkeit
auf den Ganh und die Fortschritte der Zeit, jedoch ohne jener, alle her«
gebrachten Formen überschreitenden Raschheit, welcher allein so oft das
Mißlingen der weisen Verbesserungsplane Iosep h's zuzuschreiben ist. --
1788 begleitete Erzherzog Franz seinen Oheim in den Türkenkrieg, und
im folgenden Jahre, als Kaiser Joseph, seiner kränklichen Umstände
wegen das Heer verlassen mußte, übernahm er selbst dessen Oberbefehl,
wobey ihm der würdige und berühmte Loudon zur Seite gegeben war.
Den 6. Jänner desselben Jahres hatte er sich, Joseph's Wünschen ge<
maß, milder Prinzessinn Elisabeth, Tochter des Herzogs Fried.-
r i ch E u g e n von Würtemberg vermählt, doch schon nach 2 Jah-
ren, den 18. Febr. 1790, wurde sie ihm durch den Tod entrissen, ja in
2 Tagen darauf, den 20. Febr. mußte er den vermehrten Schmerz erfahren,
seinen geliebten Oheim uno Lehrer, den großen unvergeßlichen Iosephzu
verlieren. Nun verwaltete er die Regierungsgeschäfte bis zur Ankunft sei-
nes Vaters und wohnte dann als Erbprinz der wichtigen und folgereichen
Zusammenkunft der Beherrscher Österreichs, Preußens und Sachsens in
Pil lnitz am 25. Aug. 179^'bey, wo zuerst der große Plan besprochen
wurde, den Fortschritten des revolutionären Wirkens in Frankreich kräf-
tig entgegenzutreten. Die Gräuel der ersten Jahre der Revolution, die
unter dem Deckmantel einer menschenfreundlichen Philosophie mit beque-
mer Grausamkeit begangenen Frevel, mußten die Politik des kaiserlichen
Hofes entscheiden, und wer vermöchte auch die wohlthätigen Folgen zu
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie