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176 Franz 1./ Raiser von Oesterreich lc.
wurde durch eine neue Theilung Polen? zwischen Osterreich, Nußland und
Preußen, die Provinz Westgalizien der öst?rr. Monarchie einverleibt.
Durch die willkürlichen Verfügungen Frankreichs in Italien bildete sich
unter Englands Vermittelung 1799 eine neue Coalition zwischen Ruß-
land und Osterreich, die jedoch nach dem unglücklichen Ausgange der
Schlachten bey Marengo und Hohen l inden wieder aufgelöst und
der Friede zu Lünevil le den 9. Febr. 1801 abgeschlossen wurde, wo-
rin Osterreich noch die Secundogenimr seines Hauses an den Erbprinzen
von Parma abtrat und dafür den Großherzog Ferdinand mit Salz-
burg entschädigte, auch Venedig erwarb. — Die große Veränderung der
franzosischen Staatsverfassung, durch welche der erste Consul Bon apar-
te den 18. May 1804 durch einen Senatsconsultals Na po l eo n l. zum
Erbkaiser der Franzosen erhoben ward, veranlaßte in weifer. Voraussicht
auch Kaiser F r a n z die Würde eines Erbkaisers von Osterreich als
FranzI . anzunehmen und sie wurde den 7. Dec. 1804 in Wien
feyerlich proclamirt. Während Napoleon 1805 England mit einer
Landung bedrohte, bildete sich ein neuer Bund gegen ihn zwischen die-
sem Reiche, Osterreich und Rußland. Der Krieg wurde von Osterreich
erklärt und durch das Vordringen in Bayern eröffnet, allein die Chur-
fürsten von Bayern, Würtemberg und Baden traten auf ^Frankreichs
Seile, der deutsche Norden blieb neutral, und nach der Schlacht bey
U l m vom 14—17.Oct. 1805 drangen die Feinde in das Herz der öster-
reichischen Staaten und besetzten Wien den 13. Nov. Die Schlacht bey
Austerlitz den 2. Dec. entschied vollends die Wendung des Krieges, und
nach der persönlichen Unterredung, welche Kaiser Franz den 4. Dec.
mit Napoleon bey Saroschitz in Mähren hatte, ward den26. Dec.
der Preßburger Frieden geschloffen, worin Osterreich bedeutende Opfer
brachte. Mit tiefem Schmerz sah der Kaiser seine schönste Hoffnung,
die alte Ordnung der Dinge, Ruhe und Sicherheit wieder herzustellen,
schwinden, und er fand nur Trost in dem jubelnden Willkommen seiner
treuen Unterthanen, die ihn bey seiner Wiederkunft den 1. Febr. 1806
mit einem Entzücken begrüßten, wie es nur von Kindern beym Wieder-
sehen eines geliebten Vaters begreiflich wird. Diese treue Anhänglichkeit
anerkennend, und in jeder Hinsicht rührend ist die Proclamation des
Kaisers an sein Volk, worin er die Resultate des Preßburger Friedens
kund, und seinem Volke seine Gefühle der Liebe und des Dankes auf das
rührendste zu erkennen gab? — Den 12. Iuly 1806 erfolgte die Stif-
tung des Rheinbundes, mit welcher der französische Kaiser als dessen Pro-
tector erklärte, daß er das Daseyn der deutschen Reichsverfassung nicht
mehr anerkenne, worauf Kaiser Franz am 6. Aug. 1806 die römisch-
deutsche Kaijerwürde niederlegte. Den 13. April 1807 starb die Kaiserinn
Mar ia Theresia, Mutter der Kinder des Kaisers. Den 6. Jan. 1808
vermählte er sich zum dritten Mahle mit seiner Cousine, der Erzherzoginn
Mar ia Ludovica, Tochter des Erzherzogs Ferdinand mit Ma-
ria Beatrix von Este. Nachdem der Kaiser bey dem für Preußen un-
glücklichen Feldzuge 1806—7 neutral geblieben war, versuchteer es 1809,
gestützt auf die neugestärlten Kräfte seiner segensreichen Lander aufs Neue,
der alles verschlingenden Eroberungssucht des französischen Kaisers entge-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie