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Franz (Ios. Carl), herzog von Reichftaot.
Im Sommer 1831 zeigten sich zuerst die Spuren jenes Übels/ welchem
er endlich unterlag. Ziemlich oft sich wiederholende Anfalle oonHusten,
anhallende Heiserkeit/ Ermattung nach den geringsten Anstrengungen
waren Beweise einer nicht starken Leibesbeschaffenheit und forderten auf,
merksame Sorge und eine beständige,<2chonung; der Prinz aber be-
stand darauf,,seine Schwächlichkeit dem Mangel an Körperlichen Übungen
zuzuschreiben. Thätige Bewegung könne allein das Udel heilen / sagte er,
welches die ununterbrochen sitzende Beschäftigung bey seinen Studie, her-
vorgebracht habe. Mit unglaublicher Willenskraft wußte er so lange als
möglich alle Symptome der Abzehrung/ die seinen Körper bereits befal»
len hatte, zu verbergen, weil er befürchtete, das Geständnis; seines Zu-
standes könnte ihn zurück in unthätiges Leben werfen. Sein Daseyn
wurde zu dieser Zeit ein wahrer Verbrennungsproceß; er schlief kaum
vier Stunden, und oft, fast gar nicht. Er lebte nur mehr im Reiten
und in den militärischen Übungen, Ruhe war ihm fremd.' Sein Wuchs
nahm noch immer zu, dabey magerte er aber verhältnißmäßig ab. Seine
Gesichtsfarbe wurde wäßrig. Im August desselben Jahres befiel ihn ein star-
kes Eatharrfieber, doch wollte er so lange von keiner Schonung wissen, bis
ihn der Kaiser auf die Vorstellung des Doctors Ma l fa t t i , des Her-
zogs Leibarzt, den 26. Sept. 1831 unmittelbar von dem Manöver auf
der Schmelz, wobey der Herzog sein Bataillon commandirte, mit ern-
stem Geboth nach Schönbrunn schickte. Er schien sich auch wirklich so
ziemlich wieder zu erholen, als er sich gegen Ende Octobers auf einer
Jagd, von deren Beywohnung er durchaus nicht abzuhalten war, aufs
Neue bedenkliche Rückfälle zuzog, wobey noch mehrere böse Symptome
eintraten. Des Prinzen letzte militärische Function fand am 16.Jänner 1832
Statt. Er war mit seinem Bataillon während des für den verstorbenen Ge-
neral derCavallerie, Freyherrn vonSiegenthal, gehaltenen Seelenam-
tes auf dem Iosephsplatz aufmarschirt, verlor bey der Anstrengung in
der starken Kälte die Stimme und verfiel in ein Fieber, das den Charak-
ter eines gallichten Flußsiebers annahm, jedoch am 7. Tage zur Haupt-
krise gedieh und in ein tägliches Wechselfieber überging. Dr. Mal fat t i
hatte zuerst angerathen, den Kranken nach I schl zuschicken, sodann aber
eine Reise nach Italien vorgeschlagen, der Prinz hing auch mit Leiden-
schaft an dieser Hoffnung, welche leider nicht mehr erfüllt werden sollte.
Mar ia Louise hatte im Laufe der Jahre oft ihren Sohn besucht, jetzt
rief sie die Nachricht seiner nahen Auflösung von Parm a. Sie eilte,
selbst unwohl, auf das schnellste zu ihm und verließ ihn bis zur Stunde
seines Todes nicht mehr. Des Prinzen Schwäche nahm sichtbar zu und sein
Zustand verschlimmerte sich mit jedem Tage.Man trug ihn manchmahl in eine
abgesonderte Verzäunung im Garten vonSchönbrunn oder bereitete ihm
einen Sitz auf dem Balcon seiner Wohnung, um die Luft zu suchen, die seine
brechendeBrust kaum mehr einzuathmen im Stande war. Am Morgen des
21. Iuly nahmen seine Leiden heftig zu, zum ersten Mahle gestand er seinem
Arzte, daß er leide, und nur die Gegenwart seiner Mutter schien seine
schmerzen zu lindern. Am Abend desselben Tages eröffnete Dr. Malfat-
t i , daß für die bevorstehende Nacht Alles zu fürchten sey. Der Ritt-
meister Freyh. von Mo l l , welcher seit 1831 der Person des Prinzen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie