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Einverleibung der Provinz, aus welcher sie ihre Pension bezogen, ge-
nommen haben, wurden zur Übersiedlung in die österr. Staaten nicht
verhalten, sondern diesen Individuen, wenn sie ihren früheren Aufent»
halt im Auslande erweisen konnten, werden ihre Pensionen gegen Bey»
bringung der Reversalien de observandc» reciproco von Seite ihrer
Regierung, in das Ausland verabfolgt, wodurch aber die bereits beste-
henden Freyzügigkeitsverträge keine Abänderung erleiden, so wie dieses
Reciprocum auch imr für solche Fülle verlangt werden kann, in welchen
der Pensionist, der eine Pension vom Auslande bezieht, schon bey der
Übernahme der Provinz von Seite Österreichs sich in seinem dermahligen
Wohnorte befand.
Fr iaul , Delegation des Gouvernements Venedig (lomb. - venet.
Konigr.), ist die größte dieses Landes; ihre Ausdehnung belauft sich
auf 120^ geogr. O.uadratmeilen. Gegen Süden breitedsich eine weite,
zum Theil sehr fruchtbare Ebene aus, welche aber an mehreren Orten
auch weitlausige Sandfelder, und an der Meeresküste viele Sumpfge-
genden hat. Die Zahl der Einwohner belauft sich auf 340,000. — Die
ältesten bekannten Bewohner dieses Erdstriches waren Euganer, ein
Tuscischer Volksstämm, der sich unter den Venetern verlor, als diese
aus weiter Entfernung hier einwanderten. Nach ihnen kamen die Car-
nier, ein gallisches Volk, welches in seinem ursprünglichen Vaterlan-
de (in der Umgebung des heutigen Chartres in Frankreich) Carnuter
hieß, und von Balloves nach Ober-Italien geführt wurden. Nach
dem Untergange des römischen Reichs theilte F. das Schicksal der übri-
gen Provinzen Ober-Italiens, und wechselte bis auf Carl den Gro-
si en oft seine Gebiether, Unter den Franken erhielt es Herzoge, und
wurde dem italienischen Reiche beygezahlt; aber wie in anderen Theilen
des fränkischen Staats, so eigneten sich auch hier die Herzoge bald die
Provinzen erblich zu, in denen sie bloß als kaiserliche Statthalter regie-
ren sollien. Berengar war zur Zeit Ca r l's d esDicken bereits erbli-
cher Herzog von F., und nach des Letzteren Tode reich und mächtig genug,
als Mitwerber um die italienische Krone zu erscheinen; und wenn auch
Guido von Spoleto noch zur Zeit den Vorzug erhielt, so gelang-
te er doch später (805) zu seinem Ziele, und vereinigte sogar (916) für
«ine kurze Zeit die kaiserliche Würde damit. Allein bald nach ihm zersiel
unter den Nachfolgern Kaiser Otto's I. auch F., wie andere Theile
Ober-Italiens, in viele kleinere Lehen von verschiedener Wichtigkeit; doch
erwarb vorzüglich der Patriarch von Aq uilej a, nicht ohne Widerspruch
der sriaulischen Dynasten, eine große Gewalt in diesem Lande. Da
indessen der Adel selbst nicht mächtig genug war, sich vor den Umgriffen
und Anmaßungen der Patriarchen sicher zu stellen, so rief er die zu einer
selbststandigen Macht emporgestiegene Republik Venedig zu Hülfe, die
sich gern bereit finden ließ, die Absichten der friaulischen Dynasten und
Städte zu unterstützen, und die Patriarchen von Aquileja zu demü-
thigen, wobey sie sich selbst aber so wenig vergaß, daß nach und nach,
theils durch freywillige Unterwerfung des Adels und der Städte, tdeils
durch gewaltsame Eroberungen (wie es der Hauptstadt Udine 1420 gc-'
schah) ganz F. eine von Venedig abhängige Provinz wurde. Indessen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie