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2l2 Fr iedenssch lüsse.
Türken, bey welchem Sultan MustaphaII . selbst gegenwärtig war, auf-
neb, und des Ryswicker Friedens, welcher dem Kaiser erlaubt haben
würde, mit ganzer Macht gegen den gedemüthigten Christenfeind aufzutre-
ten, führten diesen Frieden herbey/welchen am 26. Jan. 1699 beyde Theile
unterzeichneten. Er wurde auf 25 Jahre geschlossen, der Kaiser erhielt
in selbem alle in Ungarn gemachten Eroberungen, Slavonien, die Land-
schaft Batska, und ganz Siebenbürgen. Fürst Michael Apafi I I . trat
ihm Siebenbürgen für immer ab, wofür er mit der Würde eines deut-
schen Reichsfürsten, und einem damahls angemessenen Iahrgehalt'von
10,200 si. entschädigt wurde. Der Unruhestifter Tökely wurde vom Sul-
tan nachNicomedien verwiesen. Die Türken lbehielten Temeswar,
und es hatten mehrere Gränzberichtigungen, besonders von Seite der
Moldau, iCroatiens und Bosniens Statt. Die Pforte gab alle Ansprüche
auf polnische Provinzen, nahmentlich auf Podolien und die Ukraine auf.
Alle gegenseitigen Streifereyen und Räubereyen, besonders der Tartaren,
sollten bey Lebensstrafe verbothen werden. Den Christen wurde die unge-
störteAusübung ihrer Religion, den Handelsleuten Schutz zugesichert.—
IX. Friede zu Szathnzar. General Heister's Siege hatten die
ungar. Mißvergnügten so sehr ins Gedränge gebracht, daß ihnen zu Anfang
1711 außer K aschau leine feste haltbare Stadt und von Truppen nur
eine geringe Anzahl übrig blieb. Rakoczy und Berczeny flohen
nach Polen. Die übrigen Mißvergnügten unterwarfen sich der Gnade
des Kaisers. GeneralP a l ffy, von I o se pH I. abgesendet, unterhandel-
te mit'ihnen den Frieden, der am 29. Apr. 1711zuSzathmarzu Stande
kam. Hohe Mäßigung und Klugheit bestimmten die Bedingungen dessel-
ben, und verfehlten nicht den Zweck. Allen, selbst Naloczy, wenn
er binnen 3 Wochen sich dem Kaiser unterwerfen, und den Eid der Treue
leisten wolle, wurde völlige Amnestie bewilliget, Ungarn und Sieben-
bürgen die alten Rechte und Freyheiten, freye Religionsausübung, Be-
setzung der Ämter mit Eingebornen, und Abstellung mehrerer Beschwer-
den zugesichert. So wurden endlich die langjährigen Mißhelligkeiten beyge-
legt, und dem Hause Osterreich der ruhige Besitz von Ungarn und Sieben-
bürgen verschafft. —X. Friede zu Utrecht. Die Erbfolge in Spanien
nach dem HinscheidenKö'nigCa r l's I I . 1700, hatte fast halb Europa ge-
genseitig bewaffnet, und einen 12jährigen Krieg entstammt. Diesen been-
digte der am 11. Apr.I7I3zu Utrecht zwischen Frankreich und Spanien
eines Theils, und dem deutschen Kaiser und Reich, England und Holland
(später auch Portugal und Savoyen) anderntheils geschlossene Friede,
dessen Bedingungen in der Hauptsache folgende waren: Phi l ipp V.
behielt den spanischen Thron und verzichtete auf die Ansprüche der Nach-
folge auf Frankreichs Thron. Osterreich wurden Neapel, Sardinien und
die spanischen Niederlande als Entschädigung abgetreten, welches jedoch
dieses Anerbiethen nicht annahm, und unter Waffen b.lieb. Frankreich trat
an England: Terreneuve, die Hudsonsbay, Neuschottland und Portroyal,
an, Spanien : Gibraltar und Minorca ab. Beyde erkannten die protestanti-
sche Erbfolge in England an, welches auch mehrere Handelsvortheile
erwarb. Savoyen bekam Eicilien, die Anwartschaft zur Succession in
Spanien, und eine» Länderzuwachs an den Gränzen Frankreichs und
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie