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230 Frimont, Ioh. Maria Graf v.
nischen Empörung wurde der thätigen und erfahrnen Hand F.'s die Or-
ganisation eines mobilen Heeres am Po anvertraut und am 13. Jan.
1821 erhielt er den Oberbefehl des österr. Heeres. Seiner Umsicht und
Erfahrung gelang es, den Krieg so schnell und glücklich zu beenden, daß
er schon am 24. May d. I. an der Spitze seiner Armee in Neapel ein-
rückte. Ruhe und Friede waren im ganzen Königreiche hergestellt. Der
Kaiser übersandte F., seine Verdienste würdigend, den Orden der eiser»
nen Krone erster Classe. Der König beyder Sicilien ertheilte ihm den
1. Dec. 1821 den Titel eines Fürsten von Antrodocco, und verband
damit eine Dotation von 220,000 Ducati. Nach den Wünschen des
Königs selbst blieb ein ansehnliches Besatzungscorps österr. Truppen in
Neapel und Sicilien zurück, über welches F. den Oberbefehl führte. Die
festere Gründung der Ruhe dieses Königreichs ließ 1825 bereits eine
Verminderung des Occupationsheeres zu, und es blieb nur eine Abthei-
lung von 12,000 Mann zurück. Mit dem Reste dieser Truppen verließ
F. das Königreich und übernahm wieder die Leitung seines Generalcom-
mando's in Padua, wahrend jedoch das Corps von Neapel an seine
Befehle angewiesen blieb. Der Kaiser hatte indessen die Vereinigung der
beyden Generalcommando's der Lombardie und Venedigs beschlossen, und
F. am 14. Iuny 1825 zum Commandirenden dieses vereinten General«
commando's ernannt. 1829 berief ihn der Kaiser nach Wien, um ihn
an die Spitze einer Hofcommission zu stellen, die sich mit organischen
Verbesserungen der Kriegsverwaltung zu beschäftigen hatte. Hier befand
sich F., als im Iuly 1830 die Revolution zu Paris ausbrach; die
Ruhe Italiens schien besonders gefährdet, daher sendete ihn der Kaiser
wieder an die Spitze seines Generalcommando's nach Italien zurück. Am
3. Febr. 1831 erhielt ErzherzogF ranz IV. Herzog von Modena die Kun-
de, daß dieHäupterderVerschwornen in der Nacht seinen Pallast anzugrei-
fen gedächten. Während dieß in Modena vorging, brach auch der
Sturm zu Bologna, Ferrara und Parma aus. Davon^be-
nachrichtigt ließ F. sogleich die Linie des Po stärker mit Truppen besetzen.
Inzwischen schlössen die aufrührerischen Städte und Provinzen eine Art
Bündnis; unter einander, an dessen Spitze sich Bologna stellte. Der
Kaiser ertheilte F. Befehl, seine Operationen gegen die Rebellen zu be-
eilen. F. hatte sich am 20. März nach Modena begeben, um die Bese-
tzung B o log na's in eigener Person zu leiten. Am 21. zog er an der
Spitze seiner Truppen daselbst ein. Nachdem diese Empörung abermahls
betämpft war, erhob ihn der Kaiser in den Grafcnst.nid. Die großen An-
strengungen des Winters von 1830 bis 1831 hatten seine Gesundheit
mächtig angegriffen. F. erhielt vom Kaiser einen dreymonathlichen Ur-
laub zur Herstellung seiner Gesundheit. Als er sich eben wieder an der
Spitze seines Generalcommando's zu Verona befand, raffte der Tod
den Hoftriegspräsidenten Grafen Giulay dahin. Des Kaisers Wahl
siel sogleich auf F. mittelst Handschreiben vom 19. Nov. 1831. Wenige
Tage nach Erhalt dieses neuen Beweises des Vertrauens und der Gnade
seines Monarchen, reiste er nach Wien ab. Kaum in seinen Wirkungs«
treis eingeführt, erneuerte sich der Anfall gichtischer Leiden, der ihn
schon zu Mailand hinzuraffen drohte. F. starb am 26. Dec. 1831.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie