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236 F r o n i u s, M a r c u s.
15. Aug. 1735 zu Arles heim in der Schweiz geboren. Nachdem er
das Doctorat der Rechte in Wien erlangt, und einige Jahre der Advo-
catie sich gewidmet hatte, fing er die öffentliche Dienstleistung 1754 als
österr. Fiscaladjunct an, und ward 1763 bey der niederösterr. Regierung,
welche damahls zugleich eine Justizbehörde war, Rath auf der gelehrten
Bank. Die Kaiserinn M a r i a T h e r e s i a ernannte ihn aus eige-
ner Bewegung 1771 zum Hofkammer-Pwcurator, welche Stelle F.
bis 1774 bekleidete, und sodann zur niederösterr. Regierung zurücktrat.
Sein reger Eifer für die Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse
bewog ihn, auf der Wiener Universität öffentliche Vorlesungen über die
österr. Praxis und das österr. Provinzial-Recht, durch einige Iahrege-
gen eine unbeträchtliche Zulage abzuhalten. Bey der Iosephinischen Re-
form der österr. Gerichtsverfassung, und der Trennung der politischen und
Iustiz«Behörden 1782, wurde F. zum niederösterr. Appellationsgerichte
als Rath übersetzt, und kurz nachher den 29. May 1732 von Kai-
jer Joseph I I . aus eigener Entschließung zum Hofrath der obersten
Iustizstelle befördert, wo er ununterbrochen bis 1810 mit größter Aus-
zeichnung und allgemeiner Achtung das Richteramt verwaltete; in feinen
Ausarbeitungen war besonders eine musterhafte Präcision, Klarheit, und
durchgreifende Gründlichkeit vorherrschend. Endlich wurde er 1311 auf
seine Bitte nach einer 46jährigen Dienstleistung, mit dem vollen Gehalte
in den Ruhestand verfetzt. — F. hatte das Glück unter 4 Regenten Er-
munterung und gerechte Würdigung seiner Talente zu finden. Die wich-
tigsten Beförderungen erhielt er ohne Bewerbung, und eben so die ehren-
vollen Auszeichnungen des Adels, und 1808 des St. Stephan-Ordens.
Mit seinem seltenen Scharfsinne, mit seinen vielen Kenntnissen, hatte
F. vorzüglichen Antheil an der neuen, noch jetzt bestehenden, Gerichtsord-
nung als Referent bey der damahligen Compilations-Commission. Seine
Nebenstunden widmete F. der Cultur der Seide und des Weines. Er
warder erste, der in seinem Garten (ehemahls der Iesuitenho-f) in der
Wiener Vorstadt Rossau bedeutende Quantitäten Seide erzeugte und
mehrere Anpflanzungen von. Maulbeerbäumen, so wie in seinem Weingar-
ten zu Grinz in g viele Verbesserungen in der Anpflanzung von Re-
ben aus südlichen Theilen der Monarchie veranlaßte. Er behielt übrigens-
in allen Verhältnissen des öffentlichen Lebens eine echt schweizerische Ein-
fachheit und Freymüthigkeit, welche sich keiner Anmaßung gefällig oder
nachgebend zu erweisen vermochte. Er genoß nicht lange der wohloer-
dienten Ruhe, und starb in philosophischer Einsamkeit aml5.Aug.13N
zu Weid l ing nächst Wien im vollendeten 76. Jahre, gerade an sei-
nem Geburtstage.
Fronius, Marcus, Magister der Weltweisheit und der freyen
Künste, evangelisch-luther. Stadtpfarrer zu Kronstadt in Siebenbür-
gen, war 165!) geboren. Seine ersten Studien begann er auf den Gym-
nasien zu Kronstadt und Hermannstadt und bezog danndiellni-
versität zu Wi t tenb erg, wo er 1682 die Magisterwürde erhielt, und
dann in sein Vaterland zurückkehrte. Hier wurde er zuerst Pfarrer zu
Rosenau und erhielt 1702 die Pfarrersstelle zu Kronstadt, welche
el' bis zu seinem Tode mit Eifer und Würde bekleidete. Er starb den 14. Apr.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie