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248 Fürstenberg, Carl Egon, Fürst v.
theilte, wovon der altere mit dem Fürsten Car l Joachim 18l)4 im
Mannsstamme erlosch, und dem mittleren die fürstliche Würde zu Theil
wurde. Das Stammfürstenthum besteht aus sehr zerstreuten Besitzungen
in Baden, Würtemberg und Hohenzollern und wurde 1806 mediatisirt.
Überdies; besitzt die Haupllinie auch in Böhmen mehrere Herrschaften und
eine landgrafliche Linie ist in Osterreich ansaßig, welche sich nach ihrem
Hauptbesitzthume Fürstenberg-Weitra nennt. Seit undenklicher
Zeit ist der Vornahme Egon (vielleicht analog mit Ev an) üblich in die-
ser Familie. -
5 Fürstenberg, Carl Egon, Fürst v., Ritter des goldenen
Vließes, Oberstburggraf des Königreiches Böhmen und erster Präsident
der gelehrten Gesellschaft zu Prag, war gebor-en-zu Prag den7.May
1729, zweyter Sohn des Fürsten Ios. Wilh. Ernst, kaiserl. Prin-
zipal-Commissars zu Reg en s bürg. Nach gut geleiteter Erziehung
wurde F. 1745 auf die Leipziger Universität gegeben, woselbst er 3
Jahre zubrachte und mit vielem Eifer studirte. 1748 kam er in die Rit-
terakademie nach Tur in und bereiste sodann Italien, wo er sich vorzugs-
weise zu Rom und Florenz dem Studium der Alterthümer widmete
und auch seine musikalischen Talente ausbildete. Nach feiner Rückkehr
betrat F. die öffentliche Gefchäftsbahn und wurde vor der Hand gehei-
mer Secretar bey seinem Vater. In seinen Erhohlungsstunden widmete
er sich einer geregelten und gediegenen Sammlerlust und brachte bedeu-
tende Schätze an Münzen, Antiken, Naturprodukten und Büchern zu-
sammen. 1751 wurde F. bey der Landesregierung» zu P rag alswirkl.
Rath angestellt, 1766 zum kaiserlichen Prinzipal-Commissär ernannt
und ihm die Visitation des Reichsgerichtes zu W e tz l a r übertra-
gen, welchen mit bedeutenden Schwierigkeiten verknüpften Auftrag er
auf das ehrenvollste erfüllte und sich dabey durch, seine Geschäfiskenntniß
sowohl als auch durch sein einfaches liebenswürdiges Benehmen allge-
mein beliebt machte. Nach Vollendung dieses Geschäftes erhielc F. nebst
wiederhohlter Versicherung der Zufriedenheit des Hofes auch den Orden
des goldenen Vließes. 1771 wurde er zum Oberstburggrafen in Böhmen
und Präsidenten des Guberniums zu Prag ernannt und erwarb sich auf
dieser hohen Stelle bey allen Gelegenheiten, besonders aber zur Zeit der
großen Theurung und Hi:ngersnoth in Böhmen, um sein Vaterland die
Zrößten Verdienste; so ließ er z. B. 1772 für mehr als 3000 Gulden
Mehl, Brot und Hülsenfrüchte in die Stadt Prag bringen und nebst
baren Geldsummen täglich unter die armen Einwohner vertheilen, oh-
ne daß ihnen der Nahme des Gebers bekannt wurde. 1773 ließ F. auf
allen seinen Herrschaften Schulgebäude errichten und führte daselbst^ wie
nach und nach in ganz Böhmen die Normalschulmethode des Abtes Fel-
bigerein, indem er dessen Schulbücher ins Böhmische übersetzen ließ.
1775 dampfte F. einen nich; unbedeutenden Bauernaufstand und wirkte
zur Einführung eines neuni Frohngesetzes, wodurch die Ordnung wieder
hergestellt wurde, auf das thätigste mit. In den Kriegsjahren 1777—79
bewie^F., besonders beydem feindlichem Einfalle derPreußen inBöhmen
und der darauf fönenden großen Theurung auf's Neue bey jeder Gelegen-
heit seine väterliche Sorgfalt. Bey vorgerückterem Alter und zunehmender
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie