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Galizien Und Lodomerien. I. Geschichte. 265
ans dem Lande vertrieb. Seitdem blieb Halicz bey Polen, da die ungar.
Könige noch Jahrhunderte lang, zu sehr mit anderen gefährlichen Fein-
den beschäftiget waren, um an die Wiedereroberung und Behauptung
dieses Landes denken zu können. Inzwischen blieben nach diesem Einfalle
in Roth-Reussen noch einige Zeit ungar. Statthalter, oder vielmehr
von Ungarn abhängige Woywoden, in Wladimir und Podolien, bis
der lithauische Fürst Witold (ebenfalls aus dem Geschlechte der Iagel«
lonen), dem sein Neffe Wladislaw Iagje l diese Länder schon 1386,
ohne sie selbst zu besitzen abgetreten hatte, auch dieses Land 1395 durch
Waffengewalt an sich brachte, wodurch es endlich 1369 bey der Vereini-
gung Lithauens mif Polen ebenfalls an letzteres Königreich kam. —Den
westlichen Theil von Galizien hatte Polen schon früherbesessen, und erwachte
einen Bestandtheil der Krakau'schen Woywödschaft aus, aber bereits im
12.Jahrhunderte, als Boleslaw (Krumm-Maul) eine Landeroer-
' theilung unter seinen Söhnen anordnete, kam an Wladislan> Schlesien
mit Krakau und Sieradien, und nachdem er den fruchtlosen Versuch ge«
wagt hatte, sich in den Besitz eines größeren Landestheiles zu setzen, aber
zur Flucht genöthiget worden war, erhielten seine Söhne, nebst Schlesien,
den an dieses Land gränzenden Landstrich der Krakauer Woywödschaft im
Süden des Weichselstusses, welchen 1179 Miecis law, Herzog von
Ober-Schlesien, insbesondere zu seinem Antheile bekam. Dabey verblieb
es, bis die weiteren Theilungen unter Miecislaw's Nachkommen die
Entstehung mehrerer von einander unabhängiger Herzogthümer veranlaß-
ten. Schon 1289 nahm Herzog Casimir I I . , Miecislaw's Uren-
kel und Besitzer, von Oppeln und Oswiecim, vom Könige Wenzel I I .
von Böhmen seine Länder freywillig zu Lehen, und 1327 erneuerten
diese Lehensverbindung mit Böhmen die Herzoge Casimir I I I . zu Te-
schen!/ und Johann zu Oswiecim (Aufchwitz) von Neuem, Als 1335
und 1339 König C a s i m i r d e r G r o ß e auf alle Ansprüche und
Rechte Polens, auf Schlesien förmlich Verzicht leistete, so begriff er auch
nahmentlich das Herzogthum Oswiecim hierunter, welches also ein böhm.
Lehen, wie vor, verblieb. Unter Casimir I I I . wurde Zator 1371,
von jenem getrennt, und erhielt gleichfalls von der Würde feines Besi-
tzers Johann, Casimir's Bruder, den Titel eines Herzogthums;
es wurde auch nach Johann's unbeerbtem Tode 1407 wieder mit' jenem
vereiniget. Allein nachdem sich ein spaterer Herzog Johann von Os'-
wiecim 1452 in die Krakau'sche Woywödschaft Einfälle zu machen er-
laubte, auch viele Orte daselbst einnahm und verwüstete, so nahm Kö-
nig Casimir IV. von Polen von dem Lande feines unruhigen Nach-
bars Besitz, und nöthigte ihn, dasselbe für 50,000 Mark breite Pra-
ger Groschen abzutreten. Sein Sohn und Nachfolger Johann Al-
brecht kaufte 1494 auch Zator für 90,000 ungar. Gulden dazu; und
König Sieg mund, des vorigen Bruder und zweyter Nachfolger, verei-
nigte beyde Herzogthümer, jedoch ohne Rücksicht auf ihren Lehensver-
band mit Böhmen, gänzlich mit dem Königreiche Polen. Erst in der
neuesten Zeit, als Polen durch innere politische Stürme zerrüttet wurde,
und die angränzenden Mächte Rußland und Preußen, dieß nicht gleich-
gültig zu betrachten schienen, und Maßregeln dagegen ergriffen, machte
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie