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Gallarate. — Gallas, Math. Graf v. 269
seines reinen christlichen Charakters geben und erwarben ihm auch in spä-
tern Zeiten allgemeine Hochachtung, Liebe und Verehrung von Layen
und Geistlichkeit. Viel und mannigfaltig sind die zweckmäßigen Einrich-
tungen und Verbesserungen, die ihm sein Sprengel während seines fast
zwanzigjährigen Episcopates zu danken hat; aber was das Andenken seines
edlen Charakters vorzüglich verewigt, ist seine wohlthätige Stiftung des
Linzer Seminars für Cleriker, für welches er aus seinem Vermögen
ein sehr wohlgelegenes Haus sammt einem Garten und einer eigenen Ca-
pelle für 20,000 Gulden erkaufte und noch zur Herstellung des Ge-
bäudes einen Beytrag von 10,000 Gulden machte. Zugleich übernahm er
noch den Unterhalt von 12 Alumnen auf seine Kosten'; auch zeigte ersich
als wirklicher Vater seiner Diöcese durch die thätigste und liebevollste
Fürsorge bey Gelegenheit der feindlichen Einfälle 1800 und 1805, und
des großen Brandes 1800. Nachdem er seine Pflichten auf die wür-
digste Weise bis an das Ende seiner irdischen Laufbahn mit freudigem
Muthe erfüllt hatte, setzte er noch seine Stiftung, das Seminar,
zum Universalerben seines beträchtlichen Nachlasses ein und starb gott-
ergeben und mit der Ruhe eines Frommen und Weisen den 18. Iuny
1807. Zu seinen hinterlassenen Schriften gehören: Frühprediaten2Bde.
Wien 2. Aufl. 1782—84. —Anleitung zur Kenntniß und Verehrung Got-
tes für Kinder auf dem Lande, 1793. — Anweisung zur Glückseligkeit nach
dem Leben und der Lehre Jesu, 1794, dann Parabeln oder Gleichnißreden
für Junge und Alte; Andachtsübungen, Gebräuche und Ceremonien un-
serer lathol. Kirche; Einleitung zum Religionsunterrichte in Gesprächen :c.
Gallarate, lombard. Marktflecken in der Delegation Mai land,
ein ansehnlicher Ort mit 5,800 Einw. und 4 Baumwollmaschinen-Spin-
nereyen.
Gallas, Math., Graf v., aus einem in Böhmen und Schle-
sien begüterten Geschlechte, welches aus dem südlichen Tyrol seinen Ur-
sprung hat, war geboren zu Trient 1589 und als kaiserl. General
einer der wichtigeren Theilnehmer an dem großen Trauerspiele des30jäh-
rigen Krieges. Wir begegnen ihm in der Geschichte zuerst, da er von
Wallenstein abgeschickt wurde, den Provinzen Meißen und Thürin-
gen jenen furchtbaren Verheerungskrieg zu bereiten, welcher den siegrei-
chen Fortschritten dieses furchtbaren Kriegshelden zum Vorläufer diente. ^
Bey dem drohendenAusbruchderWa ll enstein'schenVerschwörung war
G. unter den wenigen Kriegsobersten, welche dem Kaiser unbedingt treu
blieben. Er erhielt auch zu dieser Zeit ein offenes kaiserl. Patent, worin
die ganze Armee ihrer Pflicht gegen Wallenstein entlassen und, bis
ein neuer Generalissimus aufgestellt seyn würde, an ihn, den nunmeh-
rigen Generallieutenant verwiesen wurde, und täuschte den Herzog v.
Friedland so glücklich, daß ihn dieser unbesorgt von Pilsen nach
Frauenberg ziehen ließ, wo er von dem kaiserl. Patente ungesäumt
Gebrauch machte und einen grosienTheil des Heeres wieder zur Pflicht zurück-
führte. Nach W a l l e n st ei n's Tode erfocht er unterdem Erzherzog Ferdi-
nand einige Vortheile über die Schweden, zeichnete sich jedoch nie beson»
ders als Heerführer aus, wie ihn denn Wa llenstein selbst öfters einen
Heerverderber genannt hatte. 1633 erlitt er einegroßeNiederlaaegegenden
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie