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Geheimes saus-, Hof- und Staats-Archiv, k. k. 285
um mehr als das Dreyfache des vorigen Bestandes'vermehrt, unter 8 Ru-
Briten: Der österreichischen, ungarischen, böhmischen, italienischen, lo-
thringischen und galizischen; Miscellen, und die von dem jeweiligen Regen-
ten der Primogenitur und Chefs des Hauses, als Souveräns über den
Complex sämmtlicher Reiche gefertigten Urkunden.—In diesem Decennium
vom Lüneviller Frieden bis gegen den Anfang des großen Befreyungskrie-
qes, erhielt das Archiv eine Vermehrung und Umstaltug an Zahl und In-
halt noch weit bedeutender, als die oberwähnte unter Kaunitz zwischen
dem Aachner und Hubertsburger'Frieden, nähmlich: 1802 Lothring sch-
Bar'sche Hausurkunden; 1802 — 4 die der schwäbisch-österreichische!! Lande,
I8V3— 5 die Archive der ehemahligen Republik Venedig mit den großen
Handschriften- und Depeschensammlungen; viele uralte und äußerst schätz-
bare Codices; 1805 die Archive der säcularisirten Hochstifte Tr ient
undBriren, und eine Auswahl des Wichtigsten aus dem Innsbru-
cker-Archive; 1806 jene bis in die Tage der Christianisirung hinaufrei-
chenden und in den vielfältigsten Verwicklungen mit Tyrol, Kärnthen,
Steyer und Osterreich stehenden Archive von Salzburg. 1807 erhielt
das Archiv nach der Auflösung der Reichskanzler), ein erweitertes Locale
und zur Abhülfe eines noch dringenderen Bedürfnisses, eine auserle-
sene Bibliothek. 1818 nahm die wissenschaftliche Bearbeitung der bis-
her nur auf magere Ertracte beschränkten Repertorien, ihren An-
fang. Nach der genauesten localen Evidettzhaltung wurde jede wichti-
gere Urkunde nach ihren graphischen, semiotischen und formularen
Haupteigenheiten beschrieben bis z. 1.1300, wo diese Kennzeichen in der
Regel aufhören für die Diplomatik bedeutend zu seyn; dann folgte ein
ausführlicher Auszug, mit jedesmahliger, specieller Hinweisung auf den
geschichtlichen, staatsrechtlichen Lehens- oder siscalischen Gebrauch des be-
treffenden Stückes. Der nunmehrige Staatskanzler, Fürst Metter-
nich, ließ in den Jahren 1810und 1811 die zerstreuten Urkundenschätze
aufgehobener Klöster sammeln und im Staats-Archive centralisiren. Die
Bereicherung in dieser Rubrik betrug gegen 10,000 Stücke. Die Auffor-
derung des Fürsten Metternich an die noch bestehenden Stifte, geist-
lichen und weltlichen Körperschaften, Städte :c. aus ihren Archiven,
Abschriften von den wichtigstenDocumenten in das Staats-Archiv zu hin-
terlegen, hatte den günstigsten Erfolg, insbesondere für den Zweck der
Verwirklichung der schon lange genährten höchst wichtigen Idee, einösterr.
Corpus diplnmaticuin , nach dem Vorbilde Dumont's und Ryme r's
zu Stande zu bringen. Das g. H.-, H.- u. St.» A. ist bey der reichen
Mannigfaltigkeit seiner Bestandtheile eines der bedeutendsten und seit
1808 hinsichtlich der wissenschaftlichen Bearbeitung vielleicht das erste in
Europa. Es besitzt die herrliche Sphragidothek oder Original-Siegel-
und Stampigliensammlung, von dem gelehrten Paduaner Sertor io
Ursato begonnen, nach seinem Tode 1678 fortgesetzt vom holländischen,
Gesandten zuVen edig, Strycker, dann vom Nürnberger Kaufmann
Geysel, darauf vom gelehrten Glafey, der sie erheyrathete und seit
1772 vonFranz Paul von Smitmer, Wiener Domherrn und Mit»
glied des Maltheserordens, der mehr als 30 der schätzbarsten Commentare
und Register dazu verfaßte und sie auf mehr als 9000 Stücke brachte.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie