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G e n y.
ziehung studirte G. inKönigsb ergund machte sich schon früher durch ge-
lungene phllo,ophlsche und historische Aufsätze in Journalen bekannt.
1786 erhielt er eine Anstellung als Secretär bey dem Generaldirecto-
«um in Ber l in und vermählte sich daselbst mit der Tochter des Ober-
baurathes Gil ly. Mit der ersten Kunde von dem Ausbruche derfranzös
Revolution zeigte sich G. sogleich als deren entschiedenster Gegner, trat
als Commentator Burke's in dessen Geiste auf und warf sich gleich die-
sem beredtesten und tiefsten Gegner der Revolution mit starkem Ge-
müthe dem Strome verderblicher Meinungen entgegen. 1800 erhielt G.
den Titel eines Kriegsrathes, er konnte jedoch, da seinen Ansichten man^
cherley Meinungen entgegenwirkten, im preuß. Staatsdienste nicht
emporkommen. Da ihm überdieß auch mehrere Mißbräuche in der Ver-
waltung des neu erworbenen Südpreußens mißsielen und auch das Ent-
schadigungsgeschäft in Deutschland nicht mit seinen politischen Ansichten
übereinstimmte, so ging O. 1802 nach Wien. Hier widerfuhr seinen
Talenten bald volle Gerechtigkeit, indem zugleich'seine vertraute Be-
kanntschaft mit den Männern, die in England das Staatsruder führten,
gewürdigt und ihm die Stelle eines kaiserl. Hofrathes bey der geheimen
Staatskanzley, jedoch ohne eigentliche Anstellung, ertheilt wurde. Noch
dasselbe Jahr machte G. eine Reise nach England, wo er mit ausge-
zeichneter Achrung aufgenommen wurde, so wie er denn stets von den
Engländern in so hohem Grade gepriesen, als von Frankreich angefoch-
ten wurde. Seine Thätigkeit bewährte sich in der Folge so genügend,
daß er das Vertrauen des Fürsten Mettern ich, so wie anderer auswär-
tiger berühmter Staatsmänner im vollen Grade genoß und stets in den wich-
tigstenAngelegenheiten mit dem größten Erfolge verwendet wurde. Als die
Franzosen 1805 gegen Wien vordrangen, nahm O. seinen Aufenthalt
in Dresden und blieb dann mit Bewilligung des Wiener Hofes bis
zur Schlacht bey Jena im Hauptquartier des Königs von Preußen.,
Nach seiner Zurückkunft nach Wien arbeitete G. wieder in der geheimen
Staatskanzley, 18l4wurde er einstimmig zum ersten Secretär des Wiener
Congresses gewählt und führte auch bey den Minister-Conferenzen zu Pa-
ris 1815, so wie bey allen spätern Congressen, bis zu jenem inVerona,
als Generalsecretär das Protocoll. Seit dieser Zeit wurde G. auch von
mehreren Monarchen mit Orden geschmückt und auf das ehrenvollste aus-
gezeichnet, so wie er früher von dem Cabinete zu St. Cloud mit
Schmähungen überhäuft worden war. Bis zum Ende seines wirkensrei-
chen Lebens, welches den9. Iuny 1832 in seinem Landhause zu Wein-
haus bey Wien erfolgte, war G. im Dienste der geheimen Staatskanz-
ley mit ununterbrochenem Eifer beschäftigt und blieb seinem Grundsahe:
Kampf gegen revolutionäres Princip, gerreu. Kein Schriftsteller hat qe-
gen das französ. System so bündig geschrieben, als G. Niemand kam ihm
an Geschicklichkeit gleich, Thatfachen zu einem politischen Zweck aufzufas-
sen und darzustellen. In den von ihm verfaßten Manifesten, besonders
in jenem Österreichs, als es 1813 der Coalition mit Frankreich beytrat,
lieferte O. auch den Beweis, wie gut er verstehe, nach dem Gesichts-
puncte, den Verhältnissen und der Würde eines Hofes dessen Gesinnun-
gen mit Anstand auszudrücken. Seme im Drucke erschienenen Schriften
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie