Seite - 318 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe E-H, Band 2
Bild der Seite - 318 -
Text der Seite - 318 -
318 G »<>M a m b.
kunst, Wasserbaukunst/ die bürgerliche und Landbaukunst, die Buchhal:
tungskunde. Ein Hauptzweck des G.'s ist die Bildung nicht nurgeschick-
ter und practischer Landwirthe/ deren schon eine große Zahl aus diesem
Institute hervorgegangen ist, sondern auch tüchtiger ökonomischer Beam,
ten, welche nach genügender Vollendung des Lehrcurses auch sogleich auf
den gräflichen Gütern angestellt werden und deren Fortkommen dadurch
gesichert ist. Allein auch die niedern so nothwendigen Classen der menschlichen
Gesellschaft werden von diesem nützlichen Institute bedacht, indem in der
damit verbundenen populären landwirthschaftlichen Schule auch geschickte
Meier, landwirthschaftliche Knechte und Arbeiter, Hirten, Winzer und
sonstige Dienstleute gebildet werden. Zu ordentlichen Mitgliedern des In-
stitutes eignen sich hauptsachlich praktische Landwirthe, doch wird auch je«
der Freund der Landwirthschaft, der den Zweck des Vereines wie immer
zu befördern im Stande ist, aufgenommen. Das Institut hat sich des
besondern Schutzes und der Gunst der kaiserlichen Prinzen, darunter be-
sonders des Erzherzogs Palatin , der Erzherzoge Carl und Johann
zu erfreuen. S.Keszthely.
Geramb, Ferd. Freyherr v. , durch seine sonderbaren Schick-
sale und Abentheuer merkwürdig. Er wurde geboren 1770 aus einem ungar.
Adelsgeschlechte, und genoß seine erste Erziehung wahrscheinlich inWien.
Man erzahlt von einem Zwiste, den er 1890 mit einem englischen Ober-
sten in Wien gehabt, welcher eine ganz originelleAusforderung zurFol-
ge hatte. Der Kampfplatz mußte nähmlich auf dem Ätna seyn, und alsBe«
dingung wurde festgesetzt, daß der Sieger den Überwundenen in den
Krater dieses Vulcans stürzen sollte. Allein obschon der Engländer Sie-
ger war, ließ er dennoch die Kampfbedingung unerfüllt. Nach einigen
Jahren wurdeG. abermahlsvon einem französischen Officier wegen belei-
digenden Bemerkungen über das französische Militär gefordert und schwer
Verwundet. In den französischen Feldzügen gegen Osterreich 1805 und ge-
gen Preußen 1806 befehligte G. ein von ihm gebildetes Freycorps und
ging nach dem Tilsiter Frieden nach Spanien, um daselbst gegen die
Franzosen zu kämpfen, nahm aber, als die spanischen Streitkräfte durch
die siegenden französ. Heere nach der Insel Leon zurückgedrängt waren, sei-
nen Abschied und ging nach England, wo er die Regierung um Unterstützung
ansuchte, um neue Corps zu bekommen, verwickelte sich jedoch durch seine
Heftigkeit in verdrießliche Händel und kam obendrein in solche Geldver-
legenheiten, daß seine persönliche Freyheit bedroht war. Obschon er sich
nun in dem Landhause eines feiner Freunde förmlich verbarricadirte und
durch 12 Tage vergeblich von den Gerichtsdienern belagert wurde, machte
doch endlich die Regierung die Fremdenbill gegen ihn geltend. Er wurde trotz
seines heftigsten Widerstandes ergriffen, aus England hinweggeführt und
an den Küsten der Ostsee ausgesetzt. Nun hielt er sich einige Zeit in Ham-
burg auf, da er aber leidenschaftlich gegen die damahlige französische
Regierung schrieb, ward er verhaftet und nach Valenciennes ge-
bracht, wo er bis zum Einrücken der Alliirten in strenger Haft gehalten
wurde. Man erzahlt, die Annäherung des kriegerischen Tumultes habe
ihn so erschreckt und entmuthigt, daß er das Gelübde ablegte, in den
Trappisten-Orden zu treten, sollte er noch einmahl Rettung finden. Auch
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie