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I l l ö s l ) 2 ) y , S t e p l ) . G r a f v .
spruches bemächrigte sich der Kronsiscus alles I.'schen Vermögens, ohne
daß seiner Gattinn'Einsprüche um Ausscheidung ihres Eigenthums Ge-
hör gegeben wurde. Mittlerweile brachen 1604 die Unruhen in Oberun-
garn aus, an deren Spitze sich der Fürst von Siebenbürgen, Steph.
Bocskay, setzte und sogleich I. gegen Zurückstellung alles Verlornen
zum Beytritte einlud. Zugleich beschied ihn auch Erzherzog Ma th i as,
welcher mit Beylegung dieser Unruhen beauftragt war, unter Zusicherung
freyen Geleits und den schmeichelhaftesten Ausdrücken zu sich, da er wohl
einsah, daß mit diesem wichtigen Staatsmanne mehr als mit einer Armee
zu gewinnen wäre. I. erwiederte, er hoffe dem Vaterlands mehr zu nützen,
wenn er mitten unter den Mißvergnügten bleibend, Theil an ihren Be-
rathungen nehmen und so manches Nützliche leisten könne, als wenn
er sich öffentlich für den Kaiser erklären würde. Der Erzherzog billigte
diese, mehrmahls mit dem glücklichsten Erfolge gekrönte Ansicht und I.
wurde von Bocskay zum Oberstschatzmeister und General-Capitan des
Kreises diesiseits der Donau ernannt. Den 23. Iu l . 1606 kam endlich,
vorzüglich durch I.'s angestrengte und oft gefahrvolleBemühungen, der
Friede mit Bocskay und einige Monate später ein 20jähriger Waffen-
stillstand mit den Türken zu Stande. Als bald darauf Math ias zum
Gubernator von Ungarn mit beynahe unumschränkter Gewalt ernannt
wurde, dachte er auch daran, I . , das Hauptwerkzeug des Friedens,
nicht allein wieder in den vorigen Stand zu setzen, sondern auch ange-
messen zu belohnen, er ernannte ihn daher zum delegirten Commiffär
in Oberungarn mit so außerordentlicher Gewalt, daß sogar gerichtiche
Befehle von ihm ausgefertigt werden durften. Die Gürer Pös ing,
S t . Georg und Göding wutden an I. zurückgestellt, Likawa aber
mir der erblichen Obergespanswürde der Liptau ihm und seiner männlichen
Nachkommenschaft aufs Neue verliehen. Noch hätte I. gewünscht, seine
Ehre auch durch richterlichen Spruch wieder hergestellt zu sehen, allein
die Ereignisse, die M athias auf den Thron seines Bruders Rudolph Ho-
den und an denen I. den entschiedensten Antheil hatte, erlaubten dem hoch-
herzigen Manne keineswegs seinen Blick von den öffentlichen Angelegen-
heiten abzuziehen. Doch als endlich die Gahrung geendet und der Reichs-
tag l608 zu Math ia s's Krönung nach Preßdurg ausgeschrieben war,
wollte sich I. dieser Gelegenheit bedienen, seine Unschuld darzuthun,
allein bevor er noch dazu gelangen konnte, erwählten ihn die Reichs-
srinde aus den vom neuen König vorgeschlagenen 3 Candidaten zum
Reichspalatin, nachdem diese Würde durch 4l) Jahre seit Th om. Na«
dasd y's Tode unbesetzt geblieben, und verfügten, daß, nachdem jenes
Urtheil über I. gegen die Rechte und Freyheiten des Landes von unbefug-
ten Richtern in ungesetzmäßiger Form gesprochen worden, selbes auf ewig
aufgehoben seyn soll. In dem Besitz der höchsten Würde des Reiches, eines
ausgebreiteten großen Nahmens, ungeheurer Besitzungen und in dem Be-
wußtseyn seinem Vaterlande wichtige Dienste geleistet zu haben, lebte von
nun an I. in Ruhe, doch immer noch ausschließend dem Staatsdienste ge-
weihl auf seinen Gütern und starb ml>?n unter höchst wichtigen Geschäf-
ten, zu deren Berathung Math ia r * n Palatin nach Wien beschied,
daselbst den 5. May 160!). Seine Wicwe ließ ihn mit großem Gepränge
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie