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«0 . I n n s b r u c k .
heiten; er starb, kaum 20 Jahre alt, 1363. Nun sollte die Mutter
des Verblichenen, M a r g a r e t ha, das Land beherrschen, allein
sie übergab noch bey ihren Lebzeiten die Regierung, mittelst einer förm-
lichen Cessionsacte, an die Herzoge von Osterreich, Rudolph, Al-
brecht und Leopold, Enkel der Kaiserinn El isabeth, ihrerVaters-
schwester. — Immer mehr erhob sich I. unter den Fürsten aus dem öster-
reichischen Hause, und zu Ende des 15. Jahrhunderts trat es würdevoll
in den Rang deutscher Hauptstädte dadurch ein, daß die Monarchen
Max im i l i an I . , Car l V. und Ferdinand I. oft innerhalb
seiner Mauern ihr kaiserl. Hoflager aufschlugen. Indessen traf die Stadt
I. und ihre Umgebung manches Unglück. Zu Ende des Jahres 1564
rissen verderbliche Seuchen ein, und kaum war diese angstvolle Zeit vor-
über, als eine so gewaltige Überschwemmung des Innstromes entstand.,
daß man in der völlig unter Wasser gesetzten Stadt mit Kähnen herum-
fahren mußte (Iuny 1566). — Einige Jahre waren seit den letzten Un-
glückstagen für I. ruhig vorübergegangen; doch bald traf ein noch viel
schrecklicherer Unfall die zitternden Einwohner. Am 4. Jänner 1572 wank-
ten auf einmahl die Mauern durch fürchterliches Erdbeben; vierzig aufein-
ander folgende Stöße erschütterten die den Einsturz drohenden Gebäude,
und beschädigten sie allenthalben. Die Erschütterung dauerte, mit Abrech-
nung einiger ruhigen Zwischenraume, durch 40 Tage fort. Im Sommer
1611 wurde I . , so wie die nahe gelegene Stadt H a l l , von einerpest-
artigen Krankheit heimgesucht, welche viele Menschen in kurzer Zeit da-
hinraffte; 1636 legte eine wüthende Feuersbrunst einen Theil I.'s in
Asche. — Mit dem Tode des ErzherzogsSieg mund Franz (24. Iuny
1665) erlosch der seit Erzherzog Ferdinand I I . in einer Reihe von
93 Jahren in ). residirende Stamm der eigenen Regenten Tyrols aus
dem ErzHause Österreich. Nun wurde Kaiser LeopoldI . Herr der ober-
und vorderösterreichischen Länder, und er nahm den 19.October 1665
zu I. die Erbhuldigung mit ungemeiner Feyerlichkeit an. Die folgen«
den Jahre erlitt die Stadt mit ihrer Umgebung manche harten Unfälle;
zuerst 1669 eine große Überschwemmung, im nächsten Jahre in der
Nacht vom 16. auf den 17. Iuly verspürte man ein fürchterliches
Erdbeben. 19Iahre spater, in der Nacht des 22. Decembers 1639, wur-
de I. neuerdings von diesem schrecklichen Übel heimgesucht. Wiederholte,
heftige Erschütterungen rissen gewaltsam die Fugen der Gebäude ausein-
ander, und begruben viele Menschen unter dem Schütte ihrer Häuser.
Besonders wurde die kaiserl. Burg, der Stadtplatzthurm, die Pfarr-
kirche nebst mehreren andern Gotteshäusern wesentlich beschädigt. 17l)2
fiel der mit König Ludwig XIV. von Frankreich im spanischen Erb-
folgekrieg verbundene Churfürst von Bayern, Max im i l i an Ema-
nuel , in Tyrol ein, eroberte K u efstein und Rat tenberg , und
hielt hierauf den 26. Iuny in I. seinen Einzug. Er wollte von hier aus
die übrigen Theile des Landes erobern, und dann über den Brenner zie-
hen, um sich mit dem General Vendome in Südtyrol zu vereinigen.
Allein der Plan mißlang, und Max imi l ian fand allenthalben uner-
warteten Widerstand. Dieser Umstand und die traurigen Nachrichten
über Pas Schicksal seiner Besatzungen m Ratten berg, derScharnitz
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie