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Interregnum, östcrr. 67
rich dem Erlauchten von Meißen, war bereits (1343) vor ihm,
mit Hinterlassung zweyer Söhne, Albert und Dietr ich, gestorben.
Die Brudersrochter Friedrich's endlich, Ger t rud , lebte damahls
in der Ehs mit dem Markgrafen Uladis laus von Mahren, dem
Sohne des Königs Wenzel von Böhmen, und Otto k a r's^Bruder.
— Unrer diesen Verhältnissen betrachteteKaiserFried rich I I . Osterreich
und Steyermark als erledigte Reichslehen, welche er durch einen in
Wien eingesetzten Statthalter verwalten lassen wollte. — Doch ruhte
damahls der Bann des Papstes Innocenz IV. auf ihm, der nicht nur
den Gegenkönig Heinrich Raspo, Landgraf von Thüringen, sondern
auch die Könige von Ungarn und Böhmen zu einem Kreuzzuge gegen
den stets nur mit Zwang dabey eingeschrittenen Kaiser aufrief, und sie
berechtigte, sich der österr. Lander zu bemächtigen. Allein Heinrich war
bis zu seinem Tode (1247) in Deutschland mitderHohenstaufen'schenPar»
they beschäftigt, und die beyden Könige schienen nicht in die Absichten
des Papstes emgehen zu wollen. Deßhalb verwalteten, nach des Kaisers
Willen, der Herzog Otto von Bayern Osterreich, und der Graf Main-
hard von Görz Sreyermark, als seine Statthalter. Wie aber Ger-
trud von Mahren, nach dem Tode ihres Gemahls, mit dem Markgra«
fen Herm ann von Baden, dem Schwestersohne der Gemahlinn des
Herzogs Otto von Bayern, auf Otto's Veranlassung (1243) sich ver-
mählte, so übertrug sie ihrem Gemahle ihre angeblichen Erbschaftsrechre
auf Österreich, und Otto wirkte selbst dahin, das; mehrere österr. Städte
sich für Hermann erklärten, der, auch vom Papste anerkannt, von
Wien aus einen Theil des Landes regierte. Doch starb er (1250) früh-
zeitig (angeblich an beygebrachtem Gifte), nachdem ihm Gertrud (1249)
einen Sohn, Friedrich, geboren hatte, auch waren ihm die Anhan-
ger des Kaisers in Osterreich abgeneigt, und die Ungarn unterBelalV.
zu einem Einfalle in das Herzogthum gereizt worden. Wenn dieser Krieg
und Hermann's frühzeitiger Tod das Land in große Unordnung brachte;
so ward dieselbe noch durch des Kaisers Tod (1250) gesteigert, weil,
nach demselben, der Graf Mainhard die ihm von Friedrich I I . zu-^
letzt über Osterreich und Steyermarr'ertheitte Statthalterschaft nieder-
legre. — Der Sohn des Kaisers, König Conrad IV. , war für die
kurze Zeit seiner Regierung (bis 1254) durch den Haß des Papstes und
Bayern das Land ob der Enns in Anspruch nahm, und der Erzbischofvon
Salzburg sich innerhalb Steyermarks mehrerer angeblich heimgefallener
Lehen bemächtigen wollte, vereinigten sich die gesammten Stande deK
Landes zu Triebensee (!25l), eine Gesandtschaft an den Markgrafen
Heinrich den Erlauchten von Meißen zu schicken, dasi er einen
seiner Söhne, Alb rech t oder Diet r ich, zum Regenten von Oster-
reich ernennen möchte. — Allein die 4 Abgesandten nach Meißen wurden
bey ihrer Durchreise durch Prag von dem Könige Wenzel so ge-
wonnen, daß sie in stillen Plan eingingen, seinen Sohn, den künftigen
König von Böhmen, Ottokar, als Herzog von Osterreich anzuer-
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie