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Interregnum, üsterr.
kennen. Durch ein mitgebrachtes Heer und angewandte Bestechung ward
er bald Herr von Österreich; Steyermark hingegen wollte Be la von Un-
garn für seinen Sohn S tephan gewinnen, dem auch zu S t u h l weis-
senburg die Prinzessinn Ger t rud ihre Rechte übertrug. Dieß veran-
laßte O t t o k a r , sich durch die Vermahlung der alternden Ma rg a re-
the (1252) ein gültiges Erbrecht zu verschaffen, worauf, nach einem
kurzen Kriege zwischen Ot tokar , der nach seines Vaters Tode den böh-
mischen Thron bestiegen hatte, und Be la , der Papst ihre Fehde(1254)
dahin entschied, daß Ot tokar Osterreich, Be lq aber Steyermark be-
halten sollte. Doch bewirkte entweder der Druck der ungar. Statthalter
in Steyermark, oder O tto kar's Anhang daselbst, daß in einem Auf-
stande der Steyermarker (1259) alle Ungarn theils vertrieben, theils er-
mordet wurden, und die Stande das Land dem Könige von Böhmen an-
trugen. Wenn gleich Ot to kar's Schlauheit anfangs den Kampf mit
Be la vermelden wollte, so nahm derselbe doch, durch die Niederlageder
Ungarn an der March (13. Iuly 1260) eine so günstige Wendung für
Ortoka r, daß Be la und sein Sohn Stephan im Frieden mit ihm
auf alle Ansprüche an Steyermark verzichteten. Nun verstieß auch Otto-
kar (1261) seine Gemahlinn Margare the , angeblich, weil er erst
jetzt von ihrem zu Tr ier abgelegten Gelübde der Keuschheit Kunde er-
halten habe, worauf die50jährige M arg areth e den Rest ihrer Tage
zu Krems verlebte und der Papst gegen Otto kar's eigenmächtige Ehe-
trennung keinen Widerspruch erhob. Ot tokar vermahlte sich mit der
Enkelinn des Königs Be la von Ungarn, Kun igunde, und der neu-
erwahlte König von Deutschland, Richard von Cornwall, belehnte ihn
(1262) mit Osterreich und Steyermark als erledigten Reichsprovmzen.
— Doch Ottoka r's Klugheit wußte den neuen Erwerb auch zu vergrö-
ßern, als er sich von seinem Vetter, dem kinderlosen Herzoge Ulrich
von Kärnthen, (1263) zum Erben seiner Lehen und seiner Allodien er-
nennen ließ, und diese Länder, Kärnthen, den größten Theil von Kram
mit Friaul und Osterreich, nach Ulrich's Tode (126H) in Besitz nahm,
obgleich Ulrich's Bruder, P h i l i p p , noch lebte, der vormahls Erzbi-
schof von Salzburg gewesen, dieser Würde aber mrsetzt worden, undjetzt
zu schwach war, dem Könige von Böhmen Widerstand zu leisten. Durch
diese Erwerbungen zu seinen Erblandern, Böhmen und Mähren, war
Ot tokar der mächtigste Fürst Deutschlands geworden, und die Des-
organisation des deutschen Reichs in dieser Zeit hatte ihn dabey eben so
wie seine Talente, seine Tapferkeit und seine Schlauheit begünstigt. Es
konnte daher nicht befremden, daß er, nach dem Tode des Königs Ru
chard (1272), sich um die deutsche.^rdne bewarb; allein die deutschen
Churfürsten wollten diesen übermachtigen Fürsten nicht zum Reichsober-
haupte; sie verstatteten auf lhrer Zusammenkunft zu Frankfur t den
Gesandten Ot to kar's nicht einmahl den der Krone Böhmen seit Jahr-
hunderten gehörenden Zutritt, und wählten den mindermachtigen Gra-
fen Rudolph von Habs bürg zum Reichsoberhaupte. Beleidigt
durch die Ausschließung seiner Wahlstimme, und im Gefühle seiner
Macht verweigerte er es, Rudo lph als Kaiser anzuerkennen, der
dagegen ron Ot tokar verlangte, das' derselbe die Erneuerung der ^e^
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie