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Johann Iapt., lLrzherzog.
M oreau geschlagen lvurde, obschon der Erzherzog selbst die größte persön-
liche Tapferkeit bewies und Alles aufboth, um den Muth der Krieger zu
beleben. Nach dem Frieden bei Lünevi l le übernahm Erzherzog I. die
Stelle eines General-Directors des Genie- und Fortifications-Wesens
und wurde zum Director der beyden Akademien zu Wien und Wiener-
Neustadt ernannt, die seinen thatigen Bemühungen und weisen Ein-
richtungen ihren jetzigen hohen Grad der Vollkommenheit zu danken haben.
Bey dem Ausbruche des Krieges 1805 befehligte der Erzherzog in Tyrol,
welches Land er früher mehrmahls bereist und dabey Plane für die dortige
Volksbewaffnung, Vertheidigung der festen Platzen, s. w. entworfen
hatte. Hier zeichnete er sich neuerdings durch heldenmütige Tapferkeit
und die weisesten Maßregeln aus, die nur durch die Übermacht der
Feinde ohne Wirkung blieben. Nach Kärnthen zurückgedrängt, verei-
nigte er sich daselbst mit dem Erzherzog C a r l , um mit ihm nach Wien
vorzudringen und diese Hauptstadt zu retten. Die Schlacht bey Auster«
litz und der darauf folgende Preßburger Friede vereitelten dieses Unter«
nehmen. Nun widmete sich der Prinz mit lebhaftem Eifer den Wissen-
schaften, deren keine ihm fremd geblieben war. Er bereiste und durch-
forschte Steyermark, Kärnthen und Salzburg in ethnographischer, na-
turwissenschaftlicher, geschichtlicher, antiquarischer und künstlerischer Hin-
sicht, wie er es schon früher mit Tyrol gethan, und reiche Sammlungen-
in allen dlesen Zweigen waren die Ausbeute dieser theils durch ihn selbst,
theils von Andern durch ihn gemachten wissenschaftlichen Forschungen.
Als- sich nach dem Tilsiter Frieden aufs Neue der Bruch mit Frankreich
vorbereitete, beschäftigte sich der Erzherzog mit einem Angriffs- und Verthei«
digungs-Systeme für Salzburg und Innerösterreich, zugleich leitete er
die Organisation der Reserve und Landwehr, so wie auch die Maßregeln
des wirkungsvollen Aufstandes derTyroler. Beym Ausbruche des Krieges
1809 befehligte er das nach Italien bestimmte Heer von Innerösterreich,
schlug den Feind bey Venzone, Pordenone und Sac i le und
drang bis an die Etsch vor, wo ihn jedoch der Unfall bey Neg ensburg
nöthigte, sich wieder zurückzuziehen. Trotz der verlorenen Schlacht bey
Tarv is , war es nicht die Schuld des Erzherzogs, wenn der von ihm aus-
gedachte Plan, die ihm gegenüberstehenden Feinde einzeln zu schlagen
und so die verlorene Verbindung mit Tyrol wieder herzustellen, miß-
glückte. Nun zog er sich nach Ungarn zurück. Die Schlacht bey Raab
hatte ebenfalls keinen günstigen Erfolg, den ungünstigsten jedoch die
zu späte, aber nicht früher mögliche Ankunft seiner Heeresabtheilung zur
Schlacht bey Wagra m, welcher der Wiener Friede folgte. Nach dem,
selben widmete sich der Prinz mit neuem Eifer seinen Obliegenheiten als
Geniedirector, zugleich versäumte er die Pflege und Beförderung der
Wissenschaften nicht; 1811 gründete er das nunmehr zu so hoher Voll-
kommenheit gediehene, seinenNahmen führende steyermärkischeNational-
Museum zu Grätz, welchem er seine reichen Sammlungen zum Ge-
schenke machte. In den Kriegen 1313 — 14 blieb der Erzherzog ohne
Anstellung, 1815 befehligte er die Belagerung von Hün ingen und
ordnete die Zerstörung dieser gefährlichen Festung nach deren Einnahme
an. Nach dem zweyten Pariser Frieden besuchte der Prinz Par is ,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie