Seite - 81 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Band 3
Bild der Seite - 81 -
Text der Seite - 81 -
Iohannesthal. — John. 8l
den Gebeinen dieses Heiligen. Den 8. Iuny 1829 wurde daselbst mitgl'o.
ßem Zuströmen des Volkes die Säcularfeyer seiner Canonisation begangen.
Iohannesthal, schles. Städtchen im Troppauer Kreise, in der
sogenannten Hotzenplotzer Enclave, die vormahls zum Prerauer Kreise
in Mahren gehörte, war ehemahls eine Bergstadt und hat unter seinen
2,000 Einw. viele Handelsleute.
Iohannisbrunnen, schles. Dorf und Badeort im Troppaner
Kteise, mit einem kohlensauern, eisenhaltigen Wasser, das in einem
romantischen kleinen Wiesenthale entspringt, und sowohl zum Trinken
als Bad/n gebraucht wird.
John, Friedrich, einer der berühmtesten neuern Kupferstecher,
höchst ausgezeichnet in Punctir-Manier, war geboren 1770 zu Ma«
rienburg in Preußen, von englischen Voraltern abstammend. Er
erhielt, da ihn seine Ältern zum Ingenieur bestimmten , eine militairj.
sche Erziehung, wobey besonders das Studium der Mathematik und der
Zeichnenkunst, für welche er schon in früher Jugend große Neigung hatte,
betrieben wurde. Im 15. Jahre bestimmten ihn jedoch die eifrigen
Wünsche seiner Mutter, sich dem Handelsstande zu widmen; er kam nach
Warschau in eine Großhandlung, wo er bald das Zutrauen seines
Chefs erwarb. 1783 machte I. im Auftrage desselben eine Geschäfts-
reise nach Dänemark und England, wo er die Nachricht erhielt, daß
sein Handlungshaus gefallen sey. Da er dadurch eine Zeit lang unbe-
schäftigt in London zubrachte, so erwachte, auch durch das Beschauen
der englischen Kunstblätter aufgeregt, seine Liebe zum Zeichnen aufs
Neue; er lernte in Leicester - Fields - Inn , wo er gewöhnlich aß,
einen Franzosen kennen, der ihm Unterricht im Radiren sowohl, als
auch in der Rouleaur-Manier ertheilte,' und I. machte bald tüchtiqe
Fortschritte in dieser Kunst, obschon ihm der berühmte Bar to lozz i ,
dessen Bekanntschaft I. gemacht hatte (vielleicht auch aus Eifersucht),
davon abzurathen suchte. Indessen hatte I. die Entdeckung gemacht,
daß Bar t olozzi mit Punzen und dem elastischen Hammer arbeitete;
erließ sich unverzüglich diese Werkzeuge von einem geschickten Künstler
verfertigen und machte seinen ersten Versuch in punctirter Manier mit
einem Portrait der Mar ie Cosway, das über alle Erwartung ge-
lang. Nun reiste I . , mit guten Instrumenten versehen, wieder nach
Warschau zurück und übte daselbst seine Kunst durch längere Zeit mir
dem größten Erfolge aus. Da I. schon lange von der trefflichen Eine
richtung der Wiener Kunstakademie gehört hatte, so reiste er mit Em-
pfehlungen und Unterstützung des letzten Königs von Polen, Stan is-
laus, nach Wien, wo er sich fortan bleibend niederließ und seine scbön«
sten Werke verfertigte. 1816 übernahm er die jährliche Lieferung von
6Kupfernzudem eleganten, beyWallishausser bis 1832 erschienenen
Taschenbuche Aglaja, in welch' letzterem Jahre der Künstler sich gänz-
lich von aller Kunstthatigkeit zurückzog, Wien verließ, und sich seit-
dem zu Marburg in Steyermark niederließ. Unter seinen vielen vor-
trefflichen Werken zeichnen sich ganz besonders aus: Der Tod Abels nach
Füger; mehrere Blätter zu den Pracht-Ausgaben von Wielan d's
und Klopstock's Werken (bey Göschen); die Portraits der Kaiserinn
Oesterr. Nat. (rllcyfl. Vd. I l l , 6
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie