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!52 Joseph I I . , römisch - deutscher Raiser.
FindelhauS; Anstalten, welche ihm allein die Unsterblichkeit verbürgen.
1786 stattete I. der russischen Kaiserinn neuerdings einen Besuch zu
Cherson in der von ihr neu erworbenen Krimm ab/ wo ihm Catha-
r ina I I . die glänzendsten Feste gab und die Wiederherstellung des grie-
chischen Reiches ein Hauptgegenstand der Unterhandlungen war, was
in der Folge den Türkenkrieg herbeyführte. Nach der Rückkehr des Kai«
fers begann eine Reihe von widrigen Ereignissen, welche die Früchte
sein er'langen und eifrigen Bemühungen ganzlich zu zerstören drohten,
und sicherlich großen Einfluß auf seine bereits geschwächte Gesundheit
übten. Das erste derselben war die allgemeine Unzufriedenheit mit seil
ner seit 1735 bewerkstelligten < gewiß gut gemeinten, doch vielleicht
nicht so gut berechneten Steuerregulirung. Er ließ mit großem Kosten-
aufwands das ganze Reich bemessen, damit der wahre Ertrag ausge-
mijtelt werden konnte, und bey dem neuen Steuerfuß wurde der Grund-
satz angenommen, daß jeder Unterthan, gleichviel ob adelig oder nicht,
von 100 Gulden Grundertrag, mit Einschluß der Kosten der Beurba«
rung, gleich besteuert werde, und gleichen Genuß für sich behalten solle.
Fünf Jahre dauerte diese Arbeit und als sie, dennoch nicht ohne
Übereilung und nicht überall durch die wohlwollendsten und sachkundig-
sten Werkzeuge, vollendet war, so waren nicht nur alleGüterbesitzerun.
zufrieden, und die gebirgigen Provinzen, besonders Tyrol, voll Kla-
gen, sondern auch die meisten Bauern höher besteuert, als zuvor und
Streit allenthalben. Bald darauf begannen, als Folge von I.'s Schrit-
ten gegen die katholische Geistlichkeit und gegen die alren Vorrechte der
Belgier, bedeutende Unruhen in den Niederlanden, die mit der beginnen-
den Volksbewegung in Frankreich in genauer Verbindung standen. Die
Niederlander erklärten sich für frey und vertrieben die kaiserl. Truppen
aus allen Provinzen, so daß nur noch Luxemburg in des Kaisers Ge-
walt blieb. I. zeigte sich zur Nachgiebigkeit bereit, aber die Empörer
wiesen jeden Vorschlag trotzig von sich. Der Krieg gegen die Pforte
wurde ebenfalls den 10. Febr. 1783 erklärt und führte zu keinen so glatt-
zenden Resultaten, als man nach den großen Rüstungen und der persön-
lichen Gegenwart des Kaisers mit seinem geliebten Neffen, dem Erzher-
zog 5/ranz, bey dem Heere hätte erwarten sollen. Die Heere der Rus-
sen und Österreicher sollten vom schwarzen bis zum adriatischen Meere
eine ununterbrochene Kette bilden, deren Verbindungsglied in der tür-
kischen FestungChoczim sich befände. Lacy's Rath zu einem Verthei«
digungskriege gewann unglücklicher Weise in der Stimmung des sonst so
raschen Kaisers das Übergewicht; London, welcher zu einem Kampfe
gegen die Türken unstreitig die größtenAnlagen hatte, blieb anfangs unbe-
schäftigt. Dadurch wurde das kaiserlicheHeer, dem kein früheres an Geist
klid Kraft sich vergleichen ließ, in den ungesunden Gegenden bey Seni-
l in durch Lagerseuchen angegriffen und halb aufgerieben. Das ge-
schwächte Hauptheer zog sich nach Lugos zurück und der Feldzug war
i:n Ganzen mißlungen, obwohl Prinz Friedrich Ios ias von Co-
bürg auf dem linken Flügel die Festung Eh o czim erstürmt und einen
Theil der Moldau bezwungen hatte. Dsr Kaiser selbst kam, erschöpft
und niedergebeugt durch das Unglück seiner Heere, im October 1769
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie