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Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Band 3
Seite - 107 -
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Seite - 107 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Band 3

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I u h e n. 107 Menschlichkeit entschwand aber nur allzubald. Ottokar's Nachfolger athmeten nicht denselben Geist der Duldung, traten nicht in die Fußsta- pfen ihres großen Ahns. Unter König Johann 111., Carl 1., Wenzel IV. , Ladislaw I., Georg von Podiebrad, Wladis- law I I . , Ferdinandi . waren sie immer der Spielball menschenfeind- licher Fanatiker, wurden geplündert und verbannt, zu Tausenden ge- schlachtet und zur Abwechslung verbrannt; Gesetze, die das Zeitalter scharfer, als die armen Unglücklichen brandmarkten, häuften sich, sie im- mer mehr von allen Menschenrechten auszuschließen, einzuengen, mit Schmach zu bedecken und zu entnerven. Zwar bestätigte 1356 Kaiser Carl IV. mit einer goldenen Bulle die in früheren Zeiten von einigen Päpsten und Ot rokar i l . zu Gunsten der I. in Böhmen erlassenen Verordnungen, doch nur theilweise und ohne bedeutenden Erfolg, denn 1336, 1337, 1399, 1422, 1443 und 1503 erneuerten sich, vorzüglich in Prag , die Schreckensscenen. (Dobner, Monum. nist. Roh. S. 63, 63 und 75; Arnsen, Coilect. svnod.) Mehrere von dem fleißigen Pubitschka in seiner Geschichte Böhmens benutzte Chronisten erzählen diese Gräuelthaten, selbst von edlem Abscheu durchglüht. Auf dem Landtage 1501 erhielten die I. zwar einen offenen Versicherungs- brief, daß sie zu ewigen Zeiten in Böhmen geduldet, und gesetzlich nur die Thäter eines Verbrechens, nie die Gemeinde bestraft werden solle, auch wurde dieser Beschluß der Stände von den Königen.Wladislaw und Ferdinand I. mit Hinzufügung noch mehrerer Begünstigungen bestätiget, allein dennoch wurden sie auf dem 1541 abgehaltenen Land- tage, angeblich wegen Einverständnisses mit den Türken, abermahls des Landes verwiesen, 1544 unter schmachvollen Bedingungen wieder auf- genommen, 1561 wieder verwiesen, gegen Entrichtung drückender Steuern zu Ende des nähmlichen Jahres neuerdings aufgenommen, und so blie- ben sie fortwährend ein Spielball der Willkühr und gemeinsten Motive, und nur sparsam durchblitzte ein Sonnenstrahl königlicher Huld die Nacht ihres dunklen Schicksals. Von Max imi l ian I I . erhielten sie 1567, von Rudolph I I . 1577 und vorzüglich von Ferdinand I I . 1627 besondere Gnadenbriefe, kraft deren sie Freyheit des Handels, Gleichheit der Mauth- und Zollgebühren, die Erlaubniß zur Betreibung von Hand- werken und ein, wenn auch beschränktes Possessionsrecht bekamen. (Wein- garten, Fascic. div. juris. S. 233.) Mildere Behandlung verfehlte auch nie wohlthätig zu reagiren. Als man ihnen, obschon schwach und nur in wenigen Zweigen, an bürgerlichen Rechten Theil gab, strebten sie die Bürgerpflichten treu zu erfüllen. Einen kräftigen Beweis hiezu liefert die muth- und ruhmvolle Weise, mit der sie bey der Belagerung Prags durch die Schweden (1646) sich in der Vertheidigung der Haupt- stadt gleich allen übrigen Bewohnern auszeichneten. Auch FerdinandII . blieb ihnen gewogen, bestätigte 1643 nicht nur die von seinen Vorfah- ren ihnen verliehenen Rechte, sondern stellte noch manchen Mißbrauch ab, und dehnte ihre Erwerbszweige aus. An Bekehrungsanstalten, an Stif- tungen zu Gunsten junger Neophyten fehlte es in diesem Zeitpuncte nicht. Sogar der berühmte Wal lenste in , damahls Statthalter in Prag, gründete ein Institut für Kinder, die vom Mosaismus zum Christen-
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Österreichische National-Enzyklopädie Buchstabe I-M, Band 3
Titel
Österreichische National-Enzyklopädie
Untertitel
Buchstabe I-M
Band
3
Autoren
Franz Gräffer
Johann Czikann
Verlag
H. Strauß
Ort
Wien
Datum
1835
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.3 x 22.0 cm
Seiten
768
Schlagwörter
Nachschlagewerk, Biografien
Kategorien
Lexika National-Enzyklopädie
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