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I3ft Rarnthen. l. Geschichte.
auch des venetianischen Friauls mit einem Theile von K., auf dessen
südliches Gebirge sie ihren Nahmen bleibend übertrugen. Hier hatten
sie sich aus Italien zurückgezogen, als dort vertriebene Abkömmlinge des
Stammes der Carnuten, die Bel loves aus dem innersten Gallien da-
hin geführt hatte.—Aber wie vormahls am Tessino und Po, mußten sie
auch hier noch im weiten öden Raume oder in Wildnissen um ihre Selbst-
ständigkeit und Fortdauer kämpfen. Doch nicht lange vermochten sie sich
gegen ungeschwächte Volksstämme zu behaupten, die aus dem Osten her-
vorbrachen, weniger um Länder zu erobern, als sie vollends zu verheeren,
und sich in augenblicklichen Besitz der daselbst vorhandenen Oenußmittel
zu setzen. Nur schwache Überbleibsel der ursprünglichen Carner waren
noch in der südlichen Alpenreihe und in den Ebenen Friauls vorhanden,
als die Römer die Landschaft derselben zur Provinz des Reiches machten,
und auch diese Reste wurden anfangs über die Dräu in das Innere
Noricums zurückgedrängt, und verschwanden endlich ganz, als im Zuge
der großen Völkerwanderung ein Volksstamm dem anderen auf dem
Wege nach dem schönen Italien folgte, und Alles, was ihm auf diesem
aufstieß, zur Flucht zwang oder vernichtete. >— Wie in Krain und
Steyermark, so hatten sich auch in K. um diese Zeit Slaven an-
gesiedelt, und dieß hielt die Fortschritte wieder auf, welche das Chri-
stenthum in diesen Landern bereits unter der römischen Herrschaft gemacht
hatte, wo schon zahlreiche Bekenner, Bethhäuser und Kirchen, und'
Priester uad Bischöfe, die ihnen vorstanden, vorhanden waren. — Das
alles wurde von den heidnischen Slaven zerstört, die, nM den Avaren
vereint, mit unwiderstehlicher Gewalt die Longobarden.und Bojen an-
sielen; von jenen mit Tribut für eine Zeit beruhigt, von diesen aber mit
dem Schwerte in, ihre Wälder und Hochgebirge zurückgewiesen wurden.
Aber eben dieses, daß die Avaren in ihre Gränzen zurückgeworfen wur-
den, machte sie hart und grausam gegen das Volk der Slaven, die ihnen
Ersatz sowohl für die Verlorne als nicht.erhaltene Beute verschaffen soll-
ten. Daraus entstand Empörung, die dem fränkischen Kaufmanne Samo
Gelegenheit anboth, durch geschickte Leitung der slavischen Angelegenhei-
ten und durch muthige Anführung der Empörer, ein slavisches Reich zu
gründen, das sich von K. und Krain bis nach Böhmen, Mahren
und in das nördliche Ungarn ausdehnte, aber bald nach Samo's Tode
in kleine Theile zerfiel, von denen keiner mächtig genug war, den Angrif-
fen zu widerstehen, die nun besonders von Westen her auf sie geschahen.
Dieß bewog besonders die südlichen Slaven (Slovenzi), ihrer Erhaltung
wegen sich an die Bojen und Franken anzuschließen und zur gänzlichen
Vertilgung der Avaren beyzutragen. Dadurch erhielten sie sich noch bey
einiger Selbststandigkeit, und behielten ihre Religion und ihre Fürsten
aus Samo's Stamme, von welchen insbesondere B a r u th us, Ca-
castus, dessen Sohn Chi tomar, seine Anverwandten und dessen
Sohn und Nachfolger, Waldungus, in der Herrschaft über die Ca-
renthener sich behaupteten. Unter dem vorletzten dieser Fürsten zeigte
sich zuerst ein Erfolg der Bemühungen Salzburgischer Missionäre um
die Ausbreitung des Christenthumes unter den Slaven in K., und ihr
Fürst Chi tomar soll selbst dcs Christenthumes Anhänger und T
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie