Seite - 158 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Band 3
Bild der Seite - 158 -
Text der Seite - 158 -
H58 R a t a n c s i ch.
versehenen lutherischen Kirche, die mit ihrer geschmackvollen und einfach
edlen innern Einrichtung imponirt, erwähnt werden. Die reformine
Kirche ist weniger schön. — Die 3 Vorstädte sind von der Stadt selbst
durch ein Glacis getrennt; sie sind groß und weitläufig/ jedoch regel-
mäßig in breite Straßen eingetheilt. Im nächsten Umkreise der Stadt
sind bedeutende Landhäuser mit schonen Gärten und landwirrhschaftlichen
Gebäuden. — Die Zahl der Einwohner von K. beträgt 12,000, Un-
garn, Deutsche und Slowaken; doch ist die reine deutsche Sprache vor-
herrschend. In K. befinden sich die Comitatsbehörde, das Ober-Provin-
zial-Commissariat, ein Bisthum, das Divisions-Commando mit meh,
reren Militär-Behörden. Die wissenschaftliche Cultur wird in K. durch
Normalschulen, ein Gymnasium und eine königl. Akademie mit einer
Bibliothek von 10,000 Bden befördert. — Mitten in der Stadt ist eine
öffentliche Promenade von hohen Pappeln und Kastanienbaumen. Auch
in den nächsten Umgebungen sind angenehme Spaziergange.'Das hiesige
Theater erhebt sich nicht über die Mittelmäßigkeit.
Ratancsich, Peter, geboren zuVälpo im Weröczer Comi-
tat Slavoniens den 12. Aug. 1750. Nach absolvirten Schulstudien wur-
de er 1771 zu Bacs Franciscaner, und 1775 zum Priester geweiht.
Nach weiterer Ausbildung ringend, hörte er inPesth 1779 die ästheti-
schen Vorlesungen, und ward später zum ordentl. Lehrer auf dasCsze«
ker, 1769 aber aufdasAgramerHauptgymnasium befördert. Durch seme
gelehrten Werke hellre er röm. Alterthümer auf, und zog dadurch dieAuf-
merksamkeit in solchem Grade auf sich, baß er nach Schönwies-
ner's Beförderung zum Universitätsbibliothekar in Pesth, 1795 an
dessen SteUe zum Prof. der Archäologie und der Numismatik an der dorti-
gen Universität, und zum Bibliothekscustos ernannt wurde. Er entsvrücb
den Erwartungen rollkommen, bis er aus Rücksicht seiner zerrütteten Ge,
sundheit, 1300, in Ruhestand versetzt wurde. Seit diesem Jahre bis
1309 lebte er in P.esth, von da bis zu seinem Tode in Ofen, ganz
den Wissenschaften, und verließ bis 1822 nie sein Studierzimmer, auch
sprach er sehr ungern, so daß man ihn kaum reden hörte, und sich deß-
wegen das Gerücht verbreitete/ er sey wahnsinnig, was jedoch nickt
der Fall war, denn so oft er von Gelehrten Besuche bekam, redete er
gern, viel und mit Feuer. Nur Ungelehrte würdigte er seines Umgangs
nicht. Seit 1822 trat er zuweilen auch in die frische Luft aus seinerWohs
nung hervor. Daß er nichts weniger als wahnsinnig war, bezeugen auch
seine vielen Manuscripte, die er in seiner Abgeschiedenheit verfaßte. Er
starb den 24. May 1825 in seinem 75. Lebensjahre. Seine gedruckten
Schriften sind folgende: vissertalio de columna milliaria »d E
kum reperta, Essek 1781; 2. Auflage 1794. — posliocznicx
i I'halie, eb. 1738. — In veterem Croatsrum pstriam ind
philologica, Agram 1790. — Eructus autumnales in jugiz
nassi pannonici lecti, eb. 1791. — specimen knilologiae et
ßr^phiae pannoniorum, eb. 1795. — I'ontgmen puklicum e
mismatica, Pesth 1797. — ve Istro ejusque adcoiis Com
tio, Ofen 1796. — Jos. Eckhel elementa numisMIticae e germ
nicn zermone in latinum translata, eb. 1799.— Orbis anliquus ex
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie