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R a ) i n c z y. 167
redo ernannt; um dieselbe Zeit sollte er sich dem Studium der practi-
schen Arzeneykunde widmen, als cr davor einen Abscheu bekam und die Stu-
dien der Rechtswissenschaften wählte. Seine Mußestunden widmete er
der Schriftstellerey und trug durch seine Bemühungen nicht wenig bey,
manche schädliche Vorurtheile auszureuten, wodurch er sich um die Volks-
bildung sehr verdient machte. Auch im Fache der vaterländischen Litera-
rurgeschichte und Rechtsgelehrsamkeit leistete K. Verdienstliches. 1772
ward e/, in Anerkennung seiner Verdienste, zum kais. Rath und Bey-
sitzer der Büchercensur-Hofcommiffion ernannt. Er starb zu Wien den
28. Iän. 1797. Seine wichtigsten Schriften waren: Versuch einer Ge-
schichte der österr. Gelehrten, Franks, u. Leipz. 1755.— Ue 3criptur2
sacra tanquam primu juris ecclesiastici tonte, Wien 1756. — Be-
trachtungen über das Wort Osterreich :c., eb. 1760. — I)e culubus
magicis etc., eb. 1767, 2. Aufl. 1771.— Aufklärung der Geschichte
des osterr. erzherzogl. Wapenschildes,,m. Kupf., eb. 1781. — Pragma-
tische Geschichte des Markgrafthums Osterreich, 2 Bde., eb. 1783 (ano-
nym). Außerdem hinterließ K. noch mehrere wichtige Schriften im
Manuscripte, worunter chronologische Anmerkungen über die Genealogie
aller österreichischen Fürsten, zur genauen Bestimmung derGeburts- und
Sterbejahre derselben.
Razinczy, Franz, erstes ordentliches Mitglied der ungar. Ge-
sellschaft der Wissenschaften, im Fache der Geschichte, geboren den 27. Oct.
1759 zu E r - S e m l y e n , im Biharer Comkat, von adeligen Ältern.
Im 9. Jahre seines Alters wurde er nach Kasmark zur Erlernung der
deutschen Sprache geschickt; von da nach Verlauf eines Jahres in das
Saros-Pataker Collegium, wo er 1779 seine Studien endigte, und bald
darauf inKaschau, Eperies und Pesth im Fache der vaterlandischen
Jurisprudenz practicirte. In Pesth machte er Bekanntschaft mit G i.
deon Grafen v. Raday, der auf sein wißbegieriges Gemüth einen
starken Einfluß ausübte, und mit Laurenz Freyherrn v. Orczy, der
es vermittelte, daß K. 1784 beym Abaujvarer Comitat Vice-Notar wur-
de. Auf Empfehlung des Kaschauer Bezirks-Schulen-Directors, Gra-
fen v. Török, wurde er vom Kaiser Jose pH I I . zum Oberaufseher der
Nationalschulen desselben Bezirkes ernannt, in welchem Amte er seiner
zahlreichen Untergebenen Achtung und Liebe gewann, und durch seine
Schriften i Lacsmegvei (Kaschau 1739), Qessner (eb. 1783), Liebling
der Magyaren, durch sein Hlagvar-Museum (mit Beyhülfe von Szabo
und Batsany i 1788 — 92) und Orpheus (Kaschau 1790) aber der
auflebenden Magyarer Literatur ein einflußreicher Schriftsteller wurde.
Seine Thätigkeit war noch im Wachsen, als er nach der Thronbesteigung
Leopold's I I . sammt allen andern Prdtestanten vom Schulwesen ent-
fernt wurde. Mit des Grafen Gideon Raday Sohn, P a u l , half
er das zu Pesth entstehende magyarische Theater ordnen, und bereicherte
das Repertorium desselben mit S hakesp eare's Hamlet, nach Schrö.
der (Kaschau 1799), mit Theaterstücken von Mol iere , Goethe,
Lessing u. m.A.,die er ins Magyarische übersetzte. Das Hochverrätherische
Unternehmen von t794 (Mart inovics 's Verschwörung) verwickelte
auch ihn inS Unglück. Das Leben wurde ihm zwar geschenkt, aber er
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie