Seite - 181 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Band 3
Bild der Seite - 181 -
Text der Seite - 181 -
R e n t y . — Rep le r .
verlangte, zu zeigen. K. ging mit dieser Maschine nach Par is und
1785 nach England, und erregte allenthalben die größte Bewunderung.
Nach K.'s Tode verkaufte sie sein Sohn nach London. Daselbst wurde
die Maschine von dem berühmten Wiener Mechaniker L. Mä lz l ange-
kauft, der sie später wieder an den Herzog von Leuchtenberg ver-
kqufte, jedoch mit dessen Bewilligung, sie inPar is und London zeigen
durfte. 1773 erfand K. die noch künstlichere Sprachmaschine, welche aus
einem viereckigen, mit einem Blasebalg versehenen Kasten bestand, und
alle Sylben deutlich und vernehmlich aussprach, sobald der Blasebalg
nebst seinen Klappen, nach Verhältniß der zu sprechenden Wörter, be-
wegt wurde. Noch waren Früchte seines großen Genies: Seine Feuer-
oder Dunstmaschine, welche er in dem Wiener Stadtgraben bey dem Stu-
benthor erbaute, und welche bey dem Canalbaue in Ungarn mit vielem
Erfolge angewendet wurde; endlich die schöne Wasserkunst im Schön-
brunner Garten, bey welcher durch den Druck des vom Berge kommen-
den Wassers, mit einem horizontal herumlaufenden Cylinder, wieder
eben so viel Wasser von dem über die Cascade herabgefallenen zurück hin-
aufgehoben wird. Als Schriftsteller zeichnete sich K. durch sein treffliches
Werk aus: Über den Mechanismus der menschlichen Sprache, nebst der
Beschreibung der Sprachmaschine, mitKupf., Wien 1791 (auch fran-
zösisch). Dann schrieb er ein Drama: Perseus und Andromeda; ein
Schauspiel: Die wohlthatige Unbekannte :c.
Aenty , galiz. köniql. Stadt im Wadowicer Kreise, am rechten
Ufer der Sola, mit 3,630 Einw., unter denen es viele Tuch- und Lei-
nenweber gibt, die zugleich einen nicht unbedeutenden Handel mit Tuch,
Leinwand und Leder treiben.
Repler , I o h . , hochberühmter Astronom und Mathematiker,
dessen großen Geiste die Astronomie das Meiste ihrer jetzigen Ausbildung
verdankt, war geboren aus adeligem Geschlechte 1571 zu W e i l , einer
ehemahligen Reichsstadt im Würtembergischen. Sein Vater, ein Oast^
wirth, konnte ihm keine gehörige Erziehung angedeihen lassen. Nach
dessen Tode 1589 sah sich K. in den Stand gesetzt, die Universität Tü-
bingen beziehen zu können, wo er nach dem damahligen Studien-
gange zuerst Philosophie und Mathematik, und dann Theologie studirte.
In seinen Nebenstunden betrieb K. jedoch auf das eifrigste das Studium
der Astronomie, besonders beschäftigte ihn damahls die Untersuchung der
physikalischen Gründe der Bewegung der Weltkörper. 1593 wurde K.
als Professor der Mathematik und Moral an die neuerrichtete Universität
zu Grätz berufen, und setzte daselbst seine astronomischen Untersuchun-
gen fort. Bald darauf flüchtete er sich wegen Religionsangelegenheiten nach
Ungarn, kehrte jedoch nach einiger Zeit wieder zurück Mittlerweile
war der Astronom TychoBrahe nach Deutschland gekommen, und
vermochte K.'n, sein Amt zu verlassen und an Kaiser Rud olvh's I I .
Hofe zuPrag mi tBrahe die sogenannten Rudolphinischen Tafeln zu
verfertigen, von welchen der große Astronom La lande spricht, daß sie
wahrend eines Iahrhundertes der Grund aller astronomischen Berech-
nungen gewesen wären. Nun erhielt K. auf B rah e's Empfehlung auch
i»l P rag eine Anstellung, die ihn jedoch so kärglich nährte, daß er
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie