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R i n d e r b a l l e t e.
seines Vaters, eines unbemittelten Glashändlers, wurde K. zu einem
Tischler in die Lehre gegeben. Nach vollendeter Lehrzeit kam er alsTisch-
lergesell zu dem Bildhauer S t räub , hier entwickelte sich sein Talent
zur Bildhauerey, das in der Folge, durch Begünstigung angesehener
Manner, worunter Graf Saurau , erkannt, begünstigt und befördert
wurde. K. trat bey dem Verzierungsbildhauer Schrott in Arbeit und
besuchte fleißig die Akademie der bildenden Künste. Seine weitere Ausbil-
dung j im Fache der Figurenbildhauerey hatte K. der Anleitung des
Professors Mar t in Fischer zu danken', bald erwarb er sich auch
die Gunst des damahligen Curawrs der Akademie, Grafen Phil ipp
Cobenzl, welcher nicht nur K.'s pecuniäre Umstände, welche bisher
nicht die günstigsten waren, wesentlich verbesserte, sondern ihm auch die
Stelle eines kaiserl. Pensionärs verschaffte, in welcher Eigenschaft K.
3 Jahre in Rom zubrachte, wo er sich damit beschäftigte, die vorzüg,
lichsten Meisterwerte der alten Griechen und Römer zu skizziren und
theils in Thon, theils in Oyps und Marmor nachzubilden. Nach Ver-
lauf dieser Zeit sollte K. auf einige Zeit Pa r i s besuchen, wohin in da«
mahliger Zeit so viele der berühmtesten Werke des Alterthums gewandert
waren, er wurde jedoch durch den 1305 ausgebrochenen Krieg mit Frank-
reich daran verhindert, dafür erhielt er jedoch Erlaubniß, seinen Aufent-
halt in Rom auf weitere 3 Jahre zu verlängern. Hier wurde K. nun
auch mitCanova bekannt, der ihn oft besuchte und ihm auf die gefälligste
Weise seine Dienste anboth. Nun hatte sich K. durch mehrere größere
Arbeiten bereits allgemein rühmlich bekannt gemacht und erhielt 1310
—12 die lockendsten Antrage, die sein Glück hinlänglich gesichert hat«
ren, nach Par i s , London, ja selbst nach Brasilien, doch sein Pa-
triotismus hieß ihn alle ausschlagen, um so mehr, da ihn sein erworbe-
nes Talent auch im Vaterlande die schönste Laufbahn und lohnende Wür-
digung erwarten ließ. Nachdem K. noch 1310 zum Mitgliede der von
dem Kaiser Napoleon verordneten Commission in Betreff der öffent-
lichen Aufstellung schöner Künstwerke :c. ernannt worden war, kehrte er
den 21. Iuny desselben Jahres nach Wien zurück, wo seine mitge-
brachten Kunstwerke die größte Anerkennung fanden, und er seine Ar-
beiten mit dem ehrendsten Beyfalle fortsetzte. Seine größtentheils in
Rom vollendeten Werke sind: Hymen; Ganymed; Merkur; Achilles und
Ajax; Merkur, welcher Psyche in den Olymp führt, in Lebensgröße. Die
auf kaiserl. Bestellung verfertigte Gruppe in cärrarischem Marmor:
Mars, Venus und Amor, auf die Vermählung Napoleon mitMaria
Louise; ein colossales marmornes Brustbild des Erzherzogs Car l ; ein
Jüngling mit der hochzeitlichen Fackel in der Hand; der Genius der
Künste, die Narur in ihren Schöpfungen entschleyernd. Endlich ist ihm
auch, nachdem er 1310 einen kaiserl. Auftrag zur Untersuchung der Ma-
morbrüche in Ober- und Untersteyermark erhlelt, die bestimmre Anzeige
der aufgefundenen Stellen zu verdanken, wo inländischer Marmor von
allen Gattungen und Farben mit nicht sehr großem Aufwande in grosien
Stücken gebrochen werden kann. Er starb zuWien den26. Nov. 1327.
Rinderballete. Diese in ihrer Art einzigen, durch höchste Grazie
und Lieblichkeit ausgezeichneten Darstellungen entstanden 1316 im Thea-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie