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der Absicht, die Gelehrten und die Schriftsteller dieses Landes persönlich ken-
nen zulernen, was ihm auch in einem großen Maße gelang. Im Herbste
dieses Jahres bezog er die Universität zu Göt t ingen, im darauf fol-
genden die zu Jena, und hörte die berühmten Lehrer beyderHochschulen.
In die Heimath zurückgekehrt, ward er sogleich Professor und Rector an
Eigenschaft nach Oden bürg überging, immer mit erweitertem Wir-
kungskreis und unter günstigeren Verhältnissen. Dasselbe Jahr machte
ihn Graf Ignaz Festetics, auf dessen Erbgut er geboren war, die
Freude, seinen Vater feyerlich aller Unterthans-Dienstbarkeit zu ent-
binden. 1810 erwählte ihn der evangelische District jenseits der Donau
zu seinem Notar, 1312 zu seinem Superintendenten, 1317 ertheilte ihm
die theologische Facultät zu Jena freywillig die theologische Doctor-
würde, Kaiser Franz erhob ihn 1822 in den ungarischen Adelstand,
und mehrere Gespanschaften erwählten ihn zu ihrem Gerichtstafelbey-
sitzer. — Noch 1790 errichtete K. als Student mit einigen Schulfreun-
den zu Öden bürg eine noch bestehende und jetzt unter der Aufsicht der
Professoren befindliche ungarische Gesellschaft, deren Mitglieder den Zweck
hatten und noch haben, sich in ungarischen Ausarbeitungen zu üben, ihre
Arbeiten einander vorzulesen, und nach der Maßgabe ihrer Kenntnisse zu
beurtheilen. K. verfertigte unter andern von Lowth's allegorischem Ge-
dichte: „Cnoice of Hercules" eine ungarische Übersetzung in derVers-
art des Originals. Diese Übersetzung kam zufällig in die Hände des un-
sterblichen Stifters der ungar. Reichsbibliothek Grafen Franz Szecse-
ny i , erhielt seinen Beyfall und ward auf seine Veranstaltung gedruckt.
(Herkules valazxtaza. Wien 1791.) K. erhielt eine bedeutende Sum-
me Geldes zum Geschenke, die ihm aussder Universität zu Göt t ingen
treffliche Dienste leistete. Diese erweckte, — der Beyfall der Leser und
die Aufmunterungen und Geschenke des unvergeßlichen Grafen Georg
Festetics, Stifter des^Oeorgikons zu Keszthely, nährten und stei-
gerten seine Lust zurSchriftstellerey. K.'s bis jetzt erschienene sämmtliche
Schriften belaufen sich über 60 Bände, worunter viele Iugendschriften,
Schulbücher und ascetische Schriften, seine zahllosen Beyträge m Zeit-
schriften ungerechnet. K. half mehr als irgend Jemand, gute morali-
sche, besonders pädagogische Grundsatze in einem populären Vortrage zu
verbreiten, und durch bessere Schulbücher den öffentlichen Unterricht der
ungarischen Dorfschulen seiner Diöcese zu befördern. Durch seine belle-
tristischen Arbeiten nährte er unter seinen Landsleuten die Liebe zur Lectüre
und zur ungarischen Literatur, durch seine poetischen Werke und Über-
setzungen hatte er auf die ungarische Poesie selbst ausgezeichneten Einfluß.
Wir wollen hier vorzüglich seiner Übersetzungen von Horazens Briefen
mit Wieland's Erklärungen und Erläuterungen (Odenburg 1311), von
Iuvenal's Satyren (Pesth 1325) und Delille's komme des Cnamps
(Odenb. 1825) und seiner Gedichte erwähnen, welcyeK azinczy (Veisei.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie