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Rollonits, die Grafen. —Rollonits, Leop. Graf v. 247
Ioannäums in Grätz als Scriptor an demselben angestellt.— Ein
längerer Aufenthalt in Italien, wo er Rom, Florenz, Vene-
dig besondere Aufmerksamkeit widmete, bildeten feine angebornen
Talente für Dichtkunst, Malerey und Sprache in einem bedeutenden
Grade aus. Patriotische und wohlthätige Handlungen brachten ihm die
Auszeichnung, Ehrenbürger von 3 Kreisstädten seines Vaterlandes,
als Grätz, Marburg und Ci l ly zu seyn. — Außer dem Auf-
merksamen (s. d.), dessen Redacteur K. schon durch 23 Jahre ist,
sind von ihm als selbstständige Werke erschienen: Triest und seine Um-
gebungen, Agram und Wien. — Maximilian, ein Trauerspiel, Grätz
1803. — Die Übersetzung der Oper: Der Barbier von Sevilla; —
des Essighändlers; der Predigten Segnen; Lojanos :c.
Rollonits, die Grafen. 1633 den 3. May wurde Erasm.
Ferdinand und Otto Gott fr ied, Freyh. von K. in den Orafen-
stand erhoben. Jörg von K. lebte mit seiner Gattinn Barbara von
Rottal um 1433. — Aus dieser Familie waren ausgezeichnet: Leo-
pold und Siegmund, Grafen von K. (s. d.). — Maria Anna,
Gräfinn von K. wurde Äbtissinn zu Göß.
Rollonits, Leop. Graf v., Cardinal, Erzbischof zu Gran
und Primas des Königreiches Ungarn, ein durch ritterlichen, wie echt
christlichen Sinn gleich ausgezeichneter Kirchenfürst, war geboren zu
Comorn in Ungarn den 16. Oct. 1631. Er wählte frühzeitig den
geistlichen Stand, trat in den Maltheser-Orden, und wurde 1650
zum Ritter geschlagen. Bald darauf gelangte K. zur Würde eines Or-
dens-Castellans, und wurde Commandeur zu Mailberg, Egger
und Michalupp, 1654 wohnteer als Ritter dem Feldzug gegen die
Türken in Candia bey, und eroberte 1655 in der Seeschlacht an den
Dardanellen eine türkische Fahne. Bald darauf verließ K. die kriegerische
Bahn, ließ sich zu Neutra in Ungarn zum Priester weihen, und
wurde daselbst 1663 zum Bischof consecrirt. Im Iuny 1670 wurde K.
das Bisthum zu Wiener-Neustadt und 1672 die Kammerprasiden-
tenstelle in Ungarn zu Theil. 1679, zur Zeit der großen Pest schon er-
warb sich K. durch Rath und That, durch aufopfernde Hülfeleistung
große Verdienste; ewig denkwürdig bleibt jedoch sein edles Benehmen
bey der letzten türkischen Invasion 1633, wodurch er sich in den Herzen
der Bewohner Österreichs unvergeßlich machte. Schon im Iuly desselben
Jahres begab sich K. nach Wien, um das Schicksal dieser Stadt zu
theilen, ihm folgte ein langer Zug von Wagen mit Lebensmitteln, um
mit diesen der dringendsten Noth zu steuern. Als die Türken endlich
Wien selbst eingeschlossen und zu belagern angefangen hatten, stand er
dem,Stadtcommandanten auf das thätigste bey, begleitete ihn taglich
auf die bedeutendsten Posten, ermunterte durch sein Beyspiel und seine
Ermahnungen die Krieger, pflegte die Verwundeten und tröstete die
Sterbenden. Ihm verdankte man die pünctliche Leitung der Löschanstal-
ten, so wie er auch strenge über die Beyschaffung und die Preise der
Lebensmittel wachte und jedem Wucher steuerte. In den überfüllten Spi-
tälern, wo der Tod am drohendsten lauerte, erschien er unerschrocken
als Rettungsengel und gab himmlischen Trost, wo irdische Hülfe unmög-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie