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248 Rol loni ts, Siegm. Graf v.
lich war. Nach der glucklichen Schlacht des Entsatzes zeigte sich der edle
fromme Sinn und die uneigennützigste Menschenliebe des frommen Bi-
schofs im glänzendsten Lichte. Gegen 500 arme Christenkinder, welche
zerstreut im türkischen Lager dem schrecklichsten Elende Preis gegeben,
deren Altern theils« getödret, theils in die Sclaverey geschleppt waren,
sammt allen armen erkrankten Christen, welche in unermeßlicher Anzahl
im Lager und auf den Feldern umher schmachteten, ließ K. auf seine Ko-
sten auf eigenen Wagen in die Stadt führen und auf das sorgfaltigste
verpflegen. In gerechter Anerkennung seiner großen Verdienste wurde K.
1685 zum Bischof von Naab befördert, und er dasselbeIahr vom Papst
Innocenz IX. zum Cardinalpriester ernannt, Kaiser Leopold I.
selbst setzte ihm mit großer Feyerlichkeit das Barett auf. 1691 wurdeK.
das Erzbisthum Colocza mit Beybehaltung des Raaber Visthums
verliehen. 1692 wurde er zum wirklichen Staats- und Eonferenzmini-
ster und Präsidenten der Hofkammer in Wien ernannt, 1695 wurde
er Erzoischof zu Gran und als solcher Primas von Ungarn. Seine
wichtigen Geschäftsobliegenheiten machten jedoch fortwährend seine An-
wesenheit in Wien nothwendig, wo K. im Heiligenkreuzerhof wohnte,
und den 20. Iän. 1707 in einem Alter von 75 Jahren starb. Sein
Leichna.:: wurde in der (damahligen) Iesuitenkirche bey S t . Anna beyge-
setzt, sodann nach Preß bürg geführt, und daselbst in der von ihm
gestifteten Iesuitenkirche zu St. Salvator feyerlich zur Ruhe bestattet.
Rol loni ts , Siegm. Graf v. , Cardinal und erster Elzbischof
von Wien , war geboren 1676. Nachdem er in Rom die philosophi-
schen und theologischen Wissenschaften absolvirt hatte, empfing er da-
selbst 1699 die Priesterweibe. Sein erstes Meßopfer hielt K. bey den
Carmeliterinnen zu S t . Joseph in Wien, wo seine Schwester,eine
vormahlige Hofdame, Nonne war. Dis Erzherzoginn El isabeth,
Braut Carl's VI . ( I I I . von Spanien), ertheilte ihm dabey in Ge-
genwart des Kaisers Leopold I. und der Kaiserinn Eleonora den
üblichen Kranz. Bald erlangte K. die Höberen Kirchenwürden. Anfangs
wurde er Domherr zu Gran , darauf Titularbischof von Scu ta r i ,
dann Bischof zu Waitzen und endlich 1716 Bischof zu Wien und
weihte gleich bey seiner Ankunft an der Schlagbrücke die zum damahli»
gen Türkenkriege bestimmten Schiffe. 1717 ertheilte er Mar ia The»
resien das Saorament der Taufe, 1723, als PapstInnocenz XII I .
auf Carl's V I . festes Andringen, Wien zum ErzbiSthum erklärt
hatte, geschah die feyerliche Einsetzung des mit dem erzbischö'ft. Pallium
bekleideten K. durch den Bischof von Wiener-Neustadt, als Suffra-
gan von Wien. 1723 weihte K. die Kirche im spanischen Spital, 1727
nahm ihn Papst Benedicr X I I I . in die Zahl der Cardinale auf, und
er wurde bald nachher auch zum Obe,rinquisitov in Siciljen und zum Pro-
tector ron Deutschland ernannt, 1735 weihte er die Piaristenkirche,
1737 die Carlskirche, 1742 kam unter ihm das Churhaus zu Stande.
Den 2. Oct. 1749 hielt K. das Jubelfest seiner Priesterwürde unter Assi-
stenz zweyer Erzbischöfe, 7 Bischöfe, 6 Prälaten und 8 Domherrn,
welcher auch die Kaiserinn Mar ia Theresia, die K. besonders hoch-
schätzte, mit Kaiser Franz beywohnte. K. starb den !2. April 175!,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie