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Rolomea, — Rolowrat, die Grafen. 349
nachdem er vorher, als Letzter seiner Familie, Nahmen und Besitzthü«
mer dem Grafen Zay von Zajesda übertragen hatte. Er liegt bey
St. Stephan in der grosien Frauencapelle begraben, wo sich auch
sein Grabmahl aus Marmor und Alabaster befindet; sein Brustbild ist
von dem berühmten Raphael Donner verfertigt.
Rolomea, galiz. Municipalstadt im Kolomeaer Kreise und Sitz
des Kreisamtes, nahe am linken Ufer des Pruth, mit 6,680Einwohnern.
Rolomeaer Rreis in Galizien, hat einen Flächenraum von
57 geogr. Q. M. und eine Bevölkerung von 157,700 Seelen, worun-
ter bey 12,000 Juden, in 3 Städten, 12 Marktflecken und 204 Dör-
fern. Die vorzüglichsten Producte sind: Schafe, Rindvieh und Pferde.
Rolowrat, die Grafen, ein altes, reiches und mächtiges Geschlecht
aus slavischem Stamme, dessen Ursprung bis in das graue Alterthum
des 4. Iahrhundertes reicht. Der Stammvater disses Geschlechtes, Ja-
roß, soll, wie die Sage erzählt, mit dem Herzog Czech um 350
nach Böhmen gekommen seyn, und in der Folge diesem Fürsten das Le-
ben gerettet haben, indem er, ein riesenstarker Mann, dessen Wagen,
woran die Pferde scheu geworden waren, bey den Rädern erfassend,
festhielt, woher sich der Nahme und der Adel des Geschlechtes schreiben soll.
Der Kolowrate Waffenruhm glänzte in den Schlachten 1278 im March-
feld, wo Ottokar siel, I322bey Mühldorfzwischen Ludwig dem
Bayer und Friedrich dem Schönen, 1347 bey Crecy, wo der
blinde König Johann von Böhmen in Frankreich gegen den schwär-
zen Prinzen stritt, 1526 bey Mohacs, wo der letzte IagelloneLud-
wig I I . umkam, 1547 bey Mühlberg mit Carl V. gegen die
schmalkaldischen Bundesverwandten. Bey jeder Gelegenheit standen fast
alle K. stets auf der königlichen Seite. So berühmt war dieses bis in
die böhmische Mythenzeit hinaufreichende Haus, daß die Volksage eine
Glocke kannte, die-von selber läutete und einen Stein, der Blut schwitzte,
wenn ein Kolowrat starb. Das Geschlecht rheilte sich bald in mehrere
Linien, wovon noch zwey: Krakowsky und Lieb stein sky blühen,
welche beyde im 17. Jahrhunderte die reichsgräfliche Würde erhielten.—
Kolowrat-Krakowsky. Von dieser Linie sind auszuzeichnen: Fer-
dinand Aloys, geboren 1682, k. k. geheim. Rath 1716, wurde
1721 Präsident der Cameral- und Militärcommissionen, endlich Prä-
sident in Siebenbürgen und dem Banale, starb zu Wien 1751.
Phi l ipp, Bruder des Vorigen, geboren 1686, war 1740 Statt-
halter und Vicekammerpräsident in Böhmen; als Kaiser Carl VI I .
sich 1741 dieses Landes bemächtigte, huldigte ihm K. und wurde zum
geheimen Rath und Präsidenten der Hofdeputation ernannt. Als die
französische Besatzung Prag verlassen musite, nahm sie K. als Gei-
ßel mit, und er erhielt erst 1743 seine Freyheit wieder; die Kaiserinn
M.aria Theresia verzieh ihm, und gab ihm die Bestätigung seiner
frühern Würde. 1747 wurde er Oberstlandrichter, dann Oberstburg-
graf und Präsident der Landesregierung in Böhmen. Er starb zu Prag
1753. Cajetan Franz Xav., Bruder derVorigen, geboren 1689,
trat 1706 in österr. Militärdienste, schwang sich vom Fähnrich bis zur
Würde eines Generalfeldmarschalls, wurde endlich Generalcommandapt
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie