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R o z e l u ch, L. e o p. 2V7
Rozeluch, Leop., zuWelwarn in Böhmen 1753 geboren.
Dieser seiner Zeit sehr beliebte Compositeur erhielt die erste Bildung beson-
ders im Gesang und Clavier von seinem ältern, schon damahls in der Ton-
kunst sehr geschickten Vetter I oh . Ant. Kozeluch (s. d.). Im 11. Jahre
seines Alters componirte er während seiner Humanitätsstudien in Prag
schon manche kleine Stücke fürs Clavier, und bildete sich dabey im Con-
trapuncte immer mehr aus. Nach vollendetem philosophischen und ma-
thematischen Lehrcurse, so wie nach gehörtem Naturrechte widmete er
sich ganz der Musik, und verfertigte fürs Prager Nationaltheater ein
Ballet, mit welchem er 1771 auftrat. Da dieser sein Versuch ihm
viel Ehre machte, lieferte er nach und nach bis 24 andere Ballete und
3 Pantomimen, nebst verschiedenen Arien und Chören, die alle auf dem
Prager Theater mit Beyfall aufgeführt wurden. 1773 reiste er nach
Wien, und schrieb daselbst mehrere Concerte für verschiedene Instru-
mente. Ihm hat diese Kaiserstadt vorzüglich die Verbesserung des Ge-
schmackes in der Claviermusik zu verdanken, indem er eine Menge Schü«
ler auf diesem Instrumente bildete. Man zahlte 1799 wirklich schon
über 40 Concerte fürs Clavier, deren einige theils auf 4 Hände gesetzt,
theils für zwey Fortepiano geschrieben waren, von diesen Stücken
sind viele im Stiche herausgegeben worden. Die gute Aufnahme die-
ser Compositionen bewog Kaiser Joseph I I . , daß er ihn zum Mei-
ster der Erzherzoginn El isabeth, ersten Gemahlinn des letztverstorbe-
nen Kaisers Franz, im Clavier wählte; 1792 beym Antritte der Regie-
rung Kaiser Franz wurde K. aber zum Kammer- Capellmeister und
Compositeur ernannt. Er starb am 8. Febr. 1814 in dieser Eigenschaft.
Folgende gehören zu seinen Werken: L? Maxet, eine französische ko-
mische Oper. — Eine große Cantate, die er für die Krönung Kaiser
Leopold's I I . als König von Böhmen auf Ersuchen der böhm. Stande
nach dem hiezu vom Prof. Meißner verfaßten Texte schrieb, und
deßwegen auch dieselbe auf dem k. k. Nationaltheater in Prag 1791,
am 6. Sept., wo sie von 200 Tonkünstlern ausgeführt wurde, diri-
girte. — Einige von ihm verfaßte Chöre, die er auch bey Gelegenheit
derselben Krönung in Gegenwart des k. k. Hofes, und eines zahlreichen
inländischen sowohl, als ausländischen hohen Adels im gräfl. Czernin'-
schen Palaste auf dem Hradschin , mit Begleitung eines großen Or-
chesters von 150 Tonkünstlern aufführte.— Qiuditta, ossia la libera-
2wn6 di Letkulia, eine Opera seria, die er auf Befehl Kaiser Leo-
pold's I I . so wie Ottone, ein großes heroisches Ballet geschrieben, wo-
von auch spater ein Clavierauszug von ihm selbst herausgegeben wurde.
— Sehr viele Concerte für das Clavier, ungefähr 16 davon,
theils für 4 Hände gesetzt, theils für 2 Pianoforte geschrieben, wurden
schon 1799 im Stiche herausgegeben. — 20 Symphonien und
6 Quartetten, die im Stiche erschienen sind. — Verschiedene Arien
für die italienischen Opern. — Verschiedene Chöre und Arien für die
deutschen Schauspiele. — Mehrere Cantaten. — Ein Concert für zwey
Pianoforte, gestochen. —Mehr als 60 Sonaten, die sowohl in Wlen,
als in Offen bach bey Anore gestochen wurden.— Sammlung von
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie