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daß er ihm antrug, mit sehr ansehnlichem Gehalte in seine Dienste zu
treten'. Er schlug jedoch sowohl diesen, als auch den Antrag als Hofma-
ler inWiett mit den vortheilhaftesten Bedingungen angestellt zu werden,
aus Liebe zur Unabhängigkeit aus. Da er bald darauf, jedoch mit Un-
grund, eine Verfolgung, seiner Religion wegen, zu befürchten glaubte,
so ging er nach Nürnberg, wo er auf das freundlichste aufgenommen
und von vielen hohen Personen mit Bestellungen überhäuft wurde. Meh»
rere sehr vovtheilhafte Anträge, so z. B. des Königs von England, der
Königinn von Dänemark, des Bischofs von Würzburg wies er abermahls
entschieden ab. Im hohen Alter wurde K. durch den Tod seines einzigen
hoffnungsvollen Sohnes gebeugt und er starb selbst bald darauf den 4.
Iuny 1740. Seine Gemälde haben noch immer großen Werth, besonders
ausgezeichnet sind seine Porträts und an diesen Köpfe und Hände, weniger
gelungen ist seine Drapperie, aufweiche er überhaupt wedergroßen Werth
legte, noch vielen Fleiß anwandte, da sie ihm nur Nebenwerk schien. In
ersteren näherte er sich überhaupt der Manier Rembrandt's, verbun-
den mit jener van Dyck's, seine Farbengebung war vortrefflich/ seine
Technik musterhaft. Zu seinen vorzüglichsten Gemälden gehören: Mehrere
Porträts, worunter sein eigenes, des Kaisers Car l V l . ; der Kaiserinn
Elisabeth Christ ine; des Franz Ra koczy; des Churfürsten v.
Ma inz ; Bischofs v. Würzburg ; Georg Blend ing er's; Hans
Leonhard Kellner's; Nic las Buck's; Wol fg . Tob. Huth's;
Porträt einer vornehmen Dame mit ihrem kleinen Sohne, der wieder
ein Miniaturgemälde in der Hand hält, :c. besonders auszuzeichnen,
dann einige sehr gelungene Genrebilder, so z. B. ein Bauernjunge,
welcher sich kratzt; die Vertraute; 3 Bettlersiguren tc. Viele seiner Por-
trats und andere Gemälde wurden von Ba lz er, Bause, Kau-
perz :c. in Kupfer gestochen. ,
Rupelwieser, Leop., Corrector der Historisnmalerey an der
k. k. Akademie der bildenden Künste in W ien , einer der vorzüglichsten
Historien- und Porträtsmaler neuerer Zeit, wurde geboren den17. Oct.
1796 zu Markt Pie sting in Niederösterreich. Frühzeitig zog ihn seine
Neigung zur Zeichnung und Malerey. Die Fortschritte, welche er dar-
in machte, waren so bedeutend, daß er mehrere Preise erhielt und
sich bereits 1315 in den Stand gesetzt sah, durch, die ihm zahlreich er-
theilten Aufträge seinen Unterhalt zu erwerben. 1816 reiste er mit einem
Kunstgenossen nach Dresden, und besah die dortige reiche Gallene,
welche auf ihn großen Eindruck machte, und sehr günstig für seine wei-
tere Bildung wirkte. Nach seiner Zurückkunft setzte er seine Studien auf
der Akademie fort, und lieferte durch mehrere Jahre sehr erfreuliche
Leistungen. 1824 machte ihm ein russischer Edelmann Bersin den
Antrag, denselben gegen Honorar und freye Station auf einer Reift
nach Italien zu begleiten, um Landschaften, Costumes und Antiken für
eine projectirte Reisebeschreibung zu liefern. Unter diesen günstigen Ver-
haltnissen reiste K. über Padua und Venedig nach Rom, und stu-
dirte und benutzte daselbst die herrlichen Kunstschake dieser Weltstadt.
Was ihm schon in Wien bey Betrachtung großer Werke aus classischer
Zeit geahnt hatte, gedieh in Italien bey ihm zur vollen Überzeugung,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie