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R u p e l w i e s e r. 319
daß nähmlich wahrer Kunst zu allen Zeiten nur ein religiöser Sinn un-
terliegen dürfe. Die wunderbaren Kunstschätze, welche aus den ältesten
Zeiten hervorragen, sowohl als die begeisterten Leistungen des Mittel-
alters zeichneten dem durch unbefriedigtes Streben schon außer diesem
Gebiethe schwankenden Künstler eine feste sichere Bahn vor, es handelte
sich von dieser Zeit an nur mehr um einen gewissen Grad von Selbst-
verlaugnung, der ihm denn auch bey seinem aufrichtigen Streben nach
wahrer Kunst nicht mangeln konnte. K. wurde gleichsam nochmahls zum
Schüler, um aufs Neue, seinen Ansichten gemäß, aus tieferer Er-
kenntniß zu schöpfen, und sich als ächter Kunstjünger zu bewähren,
freylich entstanden zur ersten Zeit dieses Strebens, gleichsam in der
Übergangsperiode, Werke, welchen mit Recht Härte und Schroffheit
vorzuwerfen seyn mochten, allein es waren die ersten Schritte auf un-
gewohnter Bahn, und bald zerbrach der reichbegabte Künstler alle hem-
menden Fesseln der Manier, und ging von nun an seinem vorgezeichne-
ten schönen Ziele mit Eifer nach, dessen Erreichen ihm durch regen Fleiß,
gebildeten Geschmack und Kunstliebe nahe liegt. — Nach der Überfahrt
nach Sicilien befiel die beyden Reisenden ein gefahrliches Nervenfieber,
welchem Bersin erlag, K. wurde jedoch durch die thätigste arztliche
Hülfe gerettet. Die ihm zugesendete Unterstützung der Kaiserin«
Mar ia Carol ine Aug uste beförderte seine Wiedergenesung und
bahnte ihm, nebst seiner eigenen wieder regen Betriebsamkeit, den Rück-
weg in das Vaterland. K. langte im Aug. 1825 wieder in Wien an,
und fuhr fort auf das thätigste für die Kunst zu wirken. 1830 wurde
er als Corrector der Historienmalerey bey der k. k. Akademie der bilden«
den Künste angestellt, seine Leistungen an dieser Stelle liefern einen
neuen Beweis, daß es ihm heiliger Ernst mit wahrer Kunst sey. Unter
seinen zahlreichen, größtentheils vortrefflichen Werken möchten folgende
besonders erwahnenswerth seyn: Heiliger Stephan; — großes Crucifix,
welche beyde Gemälde nach der Militargränze kamen; — Portrait des
Kaisers Franz I., Kniestück, für die erste österr. Sparcasse gemalt; —
heil. Joseph und Johann von Nepomuk, Altarblätter für Neuhaus
in Böhmen; — Taufe Christi für eine Kirche des deutschen Ordens in
Schlesien; — das letzte Abendmahl; — der gekreuzigte Heiland mit der
heil. Familie, ein vortreffliches Altarblatt; denselben Gegenstand malte
K.noch einmahl für den Kunstliebhaber Manz v. Mariensee, dann
mit veränderter Composition und mehreren Figuren für die Kirche in»
Liechtenthal zuWien, und endlich klein für dieErzherzoginn Soph ie ; —
die Geburt der heil. M a r i a mit den herrlichen Figuren des Markgrafen
Leopoldvon Osterre: ^ und des heil. Augusti n, ein ausgezeichnet schönes
Altarblattfür Kloster neu bürg; — heil. Elisabeth, die Armen bethei-
am Kreuze; — die heil. M a r i a mit dem Iesukinde und die heil. Rainer
und Markus, vor denselben der Erzherzog Rainer mit seiner Familie
bethend, ein großes Altarbild; — eine Reihe vortrefflicher Federzeich-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie